CIO Kommentar, Montag, 02. Oktober 2023
Entsprechend der Erwartungen ist die Teuerungsrate in der Eurozone zuletzt weiter gesunken. Gemäss der vorläufigen Zahl für September (die in aller Regel bestätigt wird) hat sich die Inflation von 5.2% auf 4.3% (erwartet 4.5%) verlangsamt. Die Kernrate – also die Inflationsrate ohne Energie- und Nahrungsmittel – ist ebenfalls tiefer ausgefallen und wird mit 4.5% (erwartet 4.8%) nach 5.3% im August angegeben.
Auffällig ist dabei auch die Entwicklung in Deutschland. Dort verharrte die Teuerung in den letzten Monaten auf einem erhöhten Niveau, was unter anderem mit Sondereffekten zu erklären war. Im September ging nun auch die deutsche Inflationsrate deutlicher zurück und sank von 6.1% auf 4.5%. Der Trend bei den Preissteigerungsraten zeigt somit in die gewünschte Richtung, nämlich nach unten. Die Konsens-Prognosen (Quelle: Bloomberg) signalisieren für Ende 2024 in den USA und in der Eurozone Inflationsraten um 2.5%, für die Schweiz von weniger als 1.5%.
Ein Risiko bleibt dabei die Entwicklung der Energiepreise. Die Lage auf dem europäischen Gasmarkt stellt sich aktuell recht entspannt dar. Die Gasfüllstände liegen über 95%, die Gaspreise sind weit weg von den Niveaus, die wir letztes Jahr um die gleiche Zeit gesehen haben.
Risiken bestehen aber nach wie vor im Zusammenhang mit den sich einstellenden Temperaturen, dem (sparsamen) Verbrauch von privaten Haushalten und Unternehmen und in Bezug auf die Zuverlässigkeit der Lieferungen. Speziell bei unerwartet eintretenden Lieferunterbrechungen wäre mit deutlichen Preisbewegungen zu rechnen.
Im Gegensatz zum Gasmarkt haben die Preise beim Erdöl zuletzt wieder deutlich zugelegt. Für die Sorte Brent ist die Marke von 100 US-Dollar je Barrel in Sichtnähe gerückt, was auf die erfolgten Förderkürzungen der OPEC+ zurückzuführen ist. Bleiben die Preise für Erdöl auf dem aktuellen Niveau oder steigen diese weiter an, würde das aufgrund der sich einstellenden Basiseffekte in den kommenden Monaten den Druck auf die breite Inflationsrate wieder erhöhen.
Diese Entwicklung ist sehr dynamisch und kann aktuell nicht abschliessend beurteilt werden, es gilt sie aber bei der Beurteilung der weiteren Aussichten im Auge zu behalten.
Während sich die globalen Aktienmärkte seit Beginn des Jahres bislang meist von ihrer positiven Seite zeigen, der MSCI World liegt per Ende September in Franken mit gut 10% im Plus, mussten sie im dritten Quartal etwas Federn lassen. Speziell in den letzten beiden Wochen ging es nach unten. Es war dabei nicht ein bestimmtes Ereignis, das belastet hatte. Vielmehr haben unterschiedliche Meldungen zum Druck auf die Aktienkurse beigetragen. Themen sind die gestiegenen Ölpreise, die Diskussionen um einen Shutdown in den USA, die anhaltenden Unsicherheiten im chinesischen Immobiliensektor, die Zeichen der US-Notenbank für ein längeres Festhalten an dem aktuell erreichten Leitzinsniveau und die in Folge gestiegenen Renditen.
Die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen legten auf über 4.6% zu, ein Niveau, das zuletzt 2007 erreicht wurde.
Wir nehmen die genannten Punkte ernst und lassen deren Beurteilung in die Diskussionen in Bezug auf unsere taktische Positionierung einfliessen. Trotz der jüngsten Marktschwäche haben wir aber unsere moderate Übergewichtung der Aktien bestätigt.
Zentral für diese Positionierung bleiben die zwischenzeitlich recht hohe Wahrscheinlichkeit für ein «Softlanding» der US-Wirtschaft, der Trend sinkender allgemeiner Teuerungsraten und unsere Erwartung, dass die Leitzinsen in den USA und in der Eurozone ihren Zenit erreicht haben.
Auch für die Schweiz wird aktuell keine weitere Leitzinserhöhung am Markt mehr eingepreist. Es ist eher davon auszugehen, dass die SNB mittels Devisenmarktinterventionen weiter für einen starken Franken sorgt und damit einer importierten Inflation entgegenwirkt. Die in der Vergangenheit angehäuften Devisenreserven machen dies möglich. Wir bleiben übergewichtet.
Der SMI-Index zeigt sich am heutigen Montag nur wenig verändert. Der deutsche Aktienindex (DAX) gewinnt rund 0,5% an Wert. Für die US-Aktienbörsen signalisieren die Futures eine positive Handelseröffnung (Stand ca. 09.30 Uhr, 02.10.2023, Basel Zeit).