CIO Kommentar, Montag, 7. April 2025
Das nach Donald Trump schönste Wort im Wörterbuch dürfte damit zumindest vorerst die Herrschaft über die Weltwirtschaft, speziell aber über die Konjunktur in den Vereinigten Staaten übernehmen. Mit den nun verkündeten Zöllen haben sich die schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Die oft von Kommentatoren verwendete Beschreibung von Donald Trump als Deal Maker scheint Makulatur. Dazu stand bereits bisher das Ansinnen von Vertretern der US-Administration im Widerspruch, dass die Zölle nachhaltig der Finanzierung des US-Haushalts bzw. der im Wahlkampf propagierten Steuersenkungen für Unternehmen und Reiche dienen sollen. Ob Donald Trumps «Liberation Day» aber tatsächlich ein Schrecken ohne Ende ist und den Beginn eines protektionistischen Zeitalters markiert, ist auch fünf Tage nach der Verkündigung der US-Zölle völlig offen. Viel hängt davon ab, wie die betroffenen Länder und Wirtschaftsregionen darauf reagieren. Wichtig ist sicherlich, Stärke zu beweisen. Dass es dafür durchaus Mittel und Wege gibt, zeigen Diskussionen in Europa. Während die USA nämlich beim Warenhandel, also der sogenannten Handelsbilanz, ein Defizit gegenüber der EU aufweisen, erzielen die Vereinigten Staaten in der Dienstleistungsbilanz einen deutlichen Überschuss. Werden Handels- und Dienstleistungsbilanz zusammen betrachtet, ist das Defizit demzufolge deutlich geringer. Die USA werden also von den Europäern, entgegen der ständig wiederholten Behauptungen, nicht massiv über den Tisch gezogen. Auf den hohen Dienstleistungsüberschuss der USA zielen entsprechend Diskussionen in Europa, die einer Digitalsteuer das Wort reden. Betroffen wären von einer solchen in erster Linie die grossen global operierenden Tech-Konzerne wie Google, Meta (Facebook, Instagram, WhatsApp), Amazon und Co.
Ob es einen Schrecken ohne Ende gibt oder nicht, bleibt abzuwarten. Die US-Notenbank zumindest sieht sich bereits heute mit einem grossen Dilemma konfrontiert. Die nun verkündeten Zölle haben die Risiken insbesondere auch für die US-Konjunktur erhöht. Die Unsicherheiten nehmen weiter zu. Denn selbst heute ist nicht wirklich klar, welche Massnahmen in welchem Umfang am Ende Bestand haben werden. Dies sowie die massenhaften Entlassungen von Arbeitskräften in US-Behörden und regierungsnahen Organisationen führen zu einer zunehmenden Verunsicherung der Konsumenten und der Unternehmen. Bislang zumindest erreicht die Trump-Administration also das Gegenteil von dem, was sie propagiert. Investitionen werden zurückgehalten, die Stimmung unter den Konsumenten verschlechtert sich.
Gleichzeitig bedeuten die Zölle de facto eine Besteuerung der amerikanischen Endkunden. Die Inflationsraten werden entsprechend steigen. Lag die Konsensprognose für die US-Inflation im Oktober 2024 für das Jahr 2025 noch bei 2.2%, ist sie zwischenzeitlich auf 3% gestiegen. Wir gehen davon aus, dass damit das Ende der Fahnenstange bei Weitem nicht erreicht ist. Speziell auch nach dem Umfang und der Höhe der nun angekündigten Zölle ist eine Vier vor dem Komma unseres Erachtens wahrscheinlich.
Am Markt werden von der US-Notenbank für dieses Jahr mindestens drei Zinssenkungen zu 0.25 Prozentpunkten eingepreist. Das Risiko für die Konjunktur wird am Markt aktuell also höher gewichtet als das für die Inflation. Dennoch ist das nun von der US-Administration angerührte Gericht toxisch. Es besteht die reale Gefahr einer Stagflation in den USA, also steigender Inflationsraten und einer stagnierenden Wirtschaft. Auch eine Rezession ist möglich.
Ob sich am Ende tatsächlich das Stagflationsszenario bewahrheitet, eine US-Rezession vor der Türe steht oder die Vernunft bei den Protagonisten die Oberhand gewinnt, ist aktuell völlig offen. Die momentan sehr angespannte Lage an den Finanzmärkten und die sinkenden Aktienkurse könnten dazu führen, dass Donald Trump am Ende doch noch einlenkt. In einer solchen Situation ist es wichtig, breit diversifiziert anzulegen. Neben Aktien und Obligationen gehören auch Schweizer Immobilien, Gold, Rohstoffe und täglich liquide Hedge Funds idealerweise in ein Portfolio.
Trotz aller Unsicherheiten rechnen wir momentan nicht mit einer globalen Rezession.
Wir gehen davon aus, dass die eingeführten Zölle seitens der Trump-Administration so nicht durchgehalten werden können. Bei einem sturen Festhalten daran bestünde die Gefahr einer globalen Rezession, aber insbesondere auch einer starken Rezession in den USA. Unser Hauptszenario ist denn auch, dass Donald J. Trump zurückrudern wird. Er dürfte dies allerdings gesichtswahrend mit der Aussicht auf die grössten und die besten sich abzeichnenden Deals begründen. Wir haben deshalb beschlossen, heute in den Mandaten 2 % Schweizer Aktien zuzukaufen. Weitere Zukäufe werden diskutiert.
Die Sorgen vor einen ausufernden Handelskrieg haben die Aktienmärkte fest im Griff. Der Schweizer Aktienindex (SMI) weist derzeit einen Verlust von fast 6% aus, der deutsche DAX von über 5.5%. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen gleichfalls eine negative Börseneröffnung von über 3%. (Stand ca. 10.30 Uhr, 07. April 2025, Basel Zeit)