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Marktausblick

Spannungen im Nahen Osten und schwache Konjunkturdaten aus den USA – Schweizer Franken und Gold gefragt

CIO Kommentar, Montag, 5. August 2024

Dr. Stefan Kunzmann, Leiter Investment Research

Gefahr einer Ausweitung des Konfliktes

Nach der gezielten Tötung von Ismail Hanija, dem Auslandschef der Hamas, hat sich die Spannung im Nahen Osten deutlich erhöht. Es ist davon auszugehen, dass der Iran wie angekündigt zusammen mit seinen verbündeten Milizen (Hisbollah, Huthi, Hamas sowie Milizen im Iran und Syrien) einen direkten Vergeltungsschlag auf Israel vornehmen wird. Zeitpunkt und Umfang sind nach wie vor unbekannt. In den Medien wird in diesem Zusammenhang nicht selten auf den iranischen Raketenangriff vom 14. April 2024 auf Israel verwiesen. Bei diesem hat der Iran Israel direkt mit Raketen und Drohnen angegriffen.

Es ist zu hoffen, dass beide Seiten nach wie vor nicht an einer deutlicheren Eskalation der Situation interessiert sind, die verbalen Drohgebärden haben jedoch deutlich zugenommen. Die Gefahr einer Ausweitung des Konfliktes ist real.

Ölpreis nicht weiter verteuert

Dennoch hat sich der Ölpreis nach einem ersten kurzen Anstieg zunächst nicht weiter verteuert. Im Verlauf des Donnerstags und Freitags ist er sogar wieder deutlicher gesunken. Schwächer als erwartet ausgefallene US-Konjunkturindikatoren haben die geopolitischen Sorgen überlagert. So hat der Einkaufsmanagerindex für die Industrie erneut nachgegeben und liegt mit 46,8 Punkten etwas deutlicher im kontraktiven Bereich. Er weist damit auf eine schwache Entwicklung der US-Industrie in den kommenden Monaten hin. Und auch der US-Arbeitsmarktbericht ist am Freitag unter den Erwartungen ausgefallen. Seit Ende Juni hat der Preis der Sorte Brent per Saldo damit rund 10% (in US-Dollar) nachgegeben.

Die Anspannung bleibt aber an den Finanzmärkten spürbar

Ein Indiz hierfür ist der stärkere Schweizer Franken, der sowohl zum Dollar als auch zum Euro weiter zulegen konnte. Der Dollar-Franken-Kurs notiert aktuell bei rund 0,85 CHF je USD, der Euro-Franken-Kurs bei etwa 0,93 CHF je EUR.

Die Schweizer Währung wird somit ihrem Ruf als sicherem Hafen einmal mehr gerecht. Gleiches gilt für den Goldpreis, der ebenfalls zulegen konnte und zwischenzeitlich die Marke von 2500 US-Dollar angepeilt hatte.

Wie sich die Aktienmärkte verhalten haben

Auch die Aktienmärkte haben am vergangenen Donnerstag und Freitag teils deutlicher nachgegeben. Die Kursrückgänge nahmen aber erst nach der Veröffentlichung der US-Wirtschaftsdaten Fahrt auf. Somit sind diese wohl weniger mit der Lage im Nahen Osten, sondern eher mit Konjunktursorgen in den USA begründbar. Nachdem die (vorläufigen) Zahlen zum US-BIP für das zweite Quartal deutlich positiv überrascht hatten, sorgten die zuletzt veröffentlichten Wirtschaftsindikatoren für Ernüchterung.
Beim starken Abverkauf an der japanischen Börse kommt hinzu, dass der japanische Yen in den vergangenen vier Wochen deutlich an Wert zugelegt und die Bank of Japan zuletzt ihre Leitzinsen erneut angehoben hat. Entsprechend gehörten gemäss Bloomberg Aktien von Exportunternehmen und Finanzdienstleistern an Japans Börsen zu den grössten Verlierern.

Aktuelle Positionierung

Die Entwicklung der Lage im Nahen Osten wird von uns intensiv verfolgt. Aktuell gibt es aber keinen Grund, an unserer taktischen Positionierung etwas zu verändern. Wir sind in den Mandaten seit den Gewinnmitnahmen bei den Aktien im Juni neutral positioniert. Und auch sonst liegen die Quoten der verschiedenen Anlagekategorien nahe der Strategie. Gerade bei geopolitischen Spannungen ist es wichtig, kühlen Kopf zu bewahren.

Gründe für die Gewinnmitnahmen im Juni waren

  • die geopolitischen und geostrategischen Spannungen
  • die anstehenden Wahlen
  • sowie die hohen Bewertungen speziell am US-Aktienmarkt
Gründe gegen eine Untergewichtung der Aktien waren

  • der anhaltende Trend sinkender Inflationsraten
  • die Aussichten auf eine expansivere Geldpolitik der grossen westlichen Notenbanken
  • sowie eine zwar unterdurchschnittliche, aber positive Entwicklung der globalen Konjunktur.

An diesen Gründen hat sich Stand heute nicht verändert. US-Konjunkturdaten zeigten sich zuletzt zwar etwas schwächer, sie deuten aber nicht auf eine Rezession hin. Tiefere Wachstumsraten für das zweite Quartal werden zudem schon seit längerem erwartet.

Verändert haben sich die Erwartungen an die US-Notenbank. Hier wird zwischenzeitlich mit deutlichen Leitzinssenkungen in den kommenden Monaten gerechnet. Der Markt preist für September fest einen Zinsschritt ein. Die Frage scheint aktuell nur, ob eine Senkung von 25 oder 50 Basispunkten erfolgt.

Wir raten deshalb in einer solchen Situation, die mit den Anlagen verfolgten langfristigen Ziele im Auge zu haben und bei entsprechender Risikofähigkeit und Risikobereitschaft an den gewählten Strategien festzuhalten.

Heutige Marktentwicklung

Der Schweizer Aktienmarkt dürfte rund 2,5% tiefer eröffnen. Der deutsche Aktienindex (DAX) wird etwa 2% schwächer notiert. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures einen Rückgang zum Handelsbeginn um gut 3% (Stand ca. 8:20 Uhr - vorbörslich, 05. August 2024, Basel Zeit).

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