CIO Kommentar, Montag, 5. August 2024
Nach der gezielten Tötung von Ismail Hanija, dem Auslandschef der Hamas, hat sich die Spannung im Nahen Osten deutlich erhöht. Es ist davon auszugehen, dass der Iran wie angekündigt zusammen mit seinen verbündeten Milizen (Hisbollah, Huthi, Hamas sowie Milizen im Iran und Syrien) einen direkten Vergeltungsschlag auf Israel vornehmen wird. Zeitpunkt und Umfang sind nach wie vor unbekannt. In den Medien wird in diesem Zusammenhang nicht selten auf den iranischen Raketenangriff vom 14. April 2024 auf Israel verwiesen. Bei diesem hat der Iran Israel direkt mit Raketen und Drohnen angegriffen.
Es ist zu hoffen, dass beide Seiten nach wie vor nicht an einer deutlicheren Eskalation der Situation interessiert sind, die verbalen Drohgebärden haben jedoch deutlich zugenommen. Die Gefahr einer Ausweitung des Konfliktes ist real.
Dennoch hat sich der Ölpreis nach einem ersten kurzen Anstieg zunächst nicht weiter verteuert. Im Verlauf des Donnerstags und Freitags ist er sogar wieder deutlicher gesunken. Schwächer als erwartet ausgefallene US-Konjunkturindikatoren haben die geopolitischen Sorgen überlagert. So hat der Einkaufsmanagerindex für die Industrie erneut nachgegeben und liegt mit 46,8 Punkten etwas deutlicher im kontraktiven Bereich. Er weist damit auf eine schwache Entwicklung der US-Industrie in den kommenden Monaten hin. Und auch der US-Arbeitsmarktbericht ist am Freitag unter den Erwartungen ausgefallen. Seit Ende Juni hat der Preis der Sorte Brent per Saldo damit rund 10% (in US-Dollar) nachgegeben.
Ein Indiz hierfür ist der stärkere Schweizer Franken, der sowohl zum Dollar als auch zum Euro weiter zulegen konnte. Der Dollar-Franken-Kurs notiert aktuell bei rund 0,85 CHF je USD, der Euro-Franken-Kurs bei etwa 0,93 CHF je EUR.
Die Schweizer Währung wird somit ihrem Ruf als sicherem Hafen einmal mehr gerecht. Gleiches gilt für den Goldpreis, der ebenfalls zulegen konnte und zwischenzeitlich die Marke von 2500 US-Dollar angepeilt hatte.
Auch die Aktienmärkte haben am vergangenen Donnerstag und Freitag teils deutlicher nachgegeben. Die Kursrückgänge nahmen aber erst nach der Veröffentlichung der US-Wirtschaftsdaten Fahrt auf. Somit sind diese wohl weniger mit der Lage im Nahen Osten, sondern eher mit Konjunktursorgen in den USA begründbar. Nachdem die (vorläufigen) Zahlen zum US-BIP für das zweite Quartal deutlich positiv überrascht hatten, sorgten die zuletzt veröffentlichten Wirtschaftsindikatoren für Ernüchterung.
Beim starken Abverkauf an der japanischen Börse kommt hinzu, dass der japanische Yen in den vergangenen vier Wochen deutlich an Wert zugelegt und die Bank of Japan zuletzt ihre Leitzinsen erneut angehoben hat. Entsprechend gehörten gemäss Bloomberg Aktien von Exportunternehmen und Finanzdienstleistern an Japans Börsen zu den grössten Verlierern.
An diesen Gründen hat sich Stand heute nicht verändert. US-Konjunkturdaten zeigten sich zuletzt zwar etwas schwächer, sie deuten aber nicht auf eine Rezession hin. Tiefere Wachstumsraten für das zweite Quartal werden zudem schon seit längerem erwartet.
Verändert haben sich die Erwartungen an die US-Notenbank. Hier wird zwischenzeitlich mit deutlichen Leitzinssenkungen in den kommenden Monaten gerechnet. Der Markt preist für September fest einen Zinsschritt ein. Die Frage scheint aktuell nur, ob eine Senkung von 25 oder 50 Basispunkten erfolgt.
Wir raten deshalb in einer solchen Situation, die mit den Anlagen verfolgten langfristigen Ziele im Auge zu haben und bei entsprechender Risikofähigkeit und Risikobereitschaft an den gewählten Strategien festzuhalten.
Der Schweizer Aktienmarkt dürfte rund 2,5% tiefer eröffnen. Der deutsche Aktienindex (DAX) wird etwa 2% schwächer notiert. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures einen Rückgang zum Handelsbeginn um gut 3% (Stand ca. 8:20 Uhr - vorbörslich, 05. August 2024, Basel Zeit).