CIO Kommentar, Montag, 6. Januar 2025
Zum Jahresanfang ist der am 20. Januar bevorstehende Amtsantritt von Donald Trump in seine zweite Amtszeit ein zentrales Thema an den Finanzmärkten. Seine politische Agenda sorgt für Unsicherheit und die Ausprägung seiner «Realpolitik» ist Gegenstand vieler Spekulationen.
Die Einmischungen seines Beraters Elon Musk in innenpolitische Themen des Vereinigten Königreichs oder Deutschlands bestätigen, dass seitens der US-Regierung wohl mit einem Bruch diplomatischer Gepflogenheiten und Gewohnheiten gerechnet werden muss. Inwiefern die angekündigten US-Handelshemmnisse für einen Anstieg der US-Inflation sorgen könnten, bleibt weiter ungeklärt. Diese Risiken beeinflussen die Erwartungen zur US-Geldpolitik und haben zu einer Rückstufung der Anzahl erwarteter USD-Zinssenkungen geführt. Auch die von Trump sehr selbstbewusst gemachten Ankündigungen zur Friedensvermittlung in der Ukraine und im Nahen Osten sind zunehmend mit Zweifeln behaftet.
Die Konjunkturerwartungen für die US-Wirtschaft bleiben weiterhin zuversichtlich. Die Konsensprognosen erwarten derzeit ein reales Wachstum von gut 2%. Bescheidener bleibt hingegen der Wachstumsausblick für die Eurozone, wo für 2025 ein reales Wirtschaftswachstum von knapp 1% in Aussicht gestellt wird. Dabei sind Deutschland und Frankreich in der eher ungewohnten Rolle der Nachzügler in den Wachstumstabellen über alle Mitglieder der Eurozone.
Auch das erwartete Wirtschaftswachstum für die Schweiz glänzt mit gut 1% nur wenig. Zuletzt sind die Prognosen eher nach unten korrigiert worden und neueste Frühindikatoren verleihen den Prognosen derzeit keine positiven Impulse.
«Auch die Möglichkeit von Negativzinsen steht weiter im Raum.»Sandro Merino, Chief Investment Officer
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im vergangenen Jahr den Leitzins bereits deutlich gesenkt. Der aktuelle Leitzins von 0,5% könnte bereits Mitte März erneut gesenkt werden. An den Zinsmärkten ist für Juni gar ein weiterer Zinsschritt eingepreist. Auch die Möglichkeit von Negativzinsen steht weiter im Raum.
Es zeichnet sich somit für Sparer ein neuer Anlagenotstand 2.0 ab. Den Anlagenotstand 1.0 haben wir gemeinsam von 2015 bis 2022 durchlebt. Aus diesen Erfahrungen kann man gewisse Lehren ziehen: Ein Portfolio-Ansatz mit einer durchdachten Diversifikation bleibt wohl auch für die kommenden Jahre eine sinnvolle und ratsame Strategie.
Trotz der bedrohlichen geostrategischen Krisenherde war 2024 für Anleger ein erfolgreiches Jahr. Mit sinnvoll global diversifizierten Anlagestrategien wurden in 2024 je nach Aktienanteil Renditen von rund 6,5% (Anlagelösung Einkommen), 8,2% (Anlagelösung Ausgewogen) und 9,5% (Anlagelösung Wachstum) erzielt werden. Interessant ist dabei, dass der Schweizer Aktienmarkt (inklusive Dividenden) in 2024 eine Rendite von "nur" 6,2% erzielt hat. Die Diversifikation in US-Aktien, Gold und indirekte Immobilienanlagen hat sich also in 2024 sehr gelohnt.
Auch bewährte Anlagen haben in 2024 nicht immer die Erwartungen erfüllt. So erreichte die vielgerühmte Nestlé Aktie in 2024 mit rund Minus 20% die schlechteste Jahresrendite ihrer Geschichte. Ein Beispiel und ein Grund mehr, Portfolios zwar kritisch, aber unvoreingenommen und mit hoher Diversifikation international auszugestalten. Die Renditen, die für das vergangene Jahr 2024 erreicht wurden, dürften also je nach gewähltem Anlageansatz und regionalem Fokus weit auseinanderliegen.
«Wir bleiben unsererseits weiterhin die Verfechter eines international sinnvoll diversifizierten Portfolio-Ansatzes. Dies hat sich für 2024 sehr bewährt und wir sind auch für 2025 überzeugt, dass dies erfolgsversprechend bleibt.»Sandro Merino, Chief Investment Officer
Zwar sind für 2025 nicht derart hohe Renditen wie für 2023 und 2024 zu erwarten. Der Schlussfolgerung, dass nach zwei guten Jahren ein schlechtes Anlagejahr folgen müsse, können wir andererseits aber auch nicht folgen. Ohnehin sollte die Umsetzung einer erfolgreichen Anlagestrategie nicht durch einen übermässigen Fokus auf eine einzelne Jahresperiode begründet sein. Dennoch werden auch wir, wie jedes Jahr, unsere Renditeprognosen für 2025 formulieren und unsere taktische Positionierung entsprechend konsequent darauf ausrichten. Mehr dazu erfahren Sie in den kommenden Ausgaben dieses Kommentars.
Der Schweizer Aktienmarkt ist kaum verändert in die neue Woche gestartet und auch der deutsche Aktienindex (DAX) liegt nur geringfügig im Minus. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen dagegen einen leichten Anstieg der Aktienkurse (Stand ca. 11:30 Uhr, 6. Januar 2025, Basel Zeit).