CIO Kommentar, Dienstag, 7. April 2020
Auch am heutigen Dienstag setzt sich der Rückgang bei der Anzahl bestätigter Corona Infektionen in Europa fort, obwohl die Situation in den Spitälern in Spanien, Italien und Grossbritannien nach wie vor äusserst dramatisch bleibt. Auch in den USA wo schon fast 11 000 Todesopfer der Lungenkrankheit zu beklagen sind, geht die Zahl neuer bestätigter Infektionen leicht zurück. Bestätigt sich der aktuelle Trend, dann ist die Hoffnung berechtigt, dass die Seuche deutlich weniger als die befürchteten 100 000 US -Todesopfer fordern wird. Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung in den USA bleibt aber derzeit noch hoch.
Heute eröffnen die Europäischen Aktienmärkte deutlich positiv. Die US-Aktienmärkte haben schon gestern, Montag, über 7 % zugelegt. Auch heute erwartet man, dass sich der Anstieg bei US-Aktien fortsetzen wird. Die Finanzmärkte drücken gegenwärtig ihre Zuversicht in einen baldigen Neustart der wirtschaftlichen Aktivität in Europa und den USA aus. Man muss zwar weiterhin mit Rückschlägen auf dem Weg zur Normalisierung rechnen, die jüngsten Daten rechtfertigen aber mehr Optimismus darüber, dass die Krise in wenigen Monaten überwunden werden kann.
Wie stark die Erholung der Unternehmensumsätze und der Arbeitsmärkte sein wird, hängt aber von den Erfahrungen ab, die man im Alltag in der Koexistenz dem Corona Virus sammeln wird. Es ist sicher ratsam die Lockerungen des Lockdowns sehr graduell und vorsichtig umzusetzen.
Mehr Klarheit über die noch verbleibenden Infektionsrisiken werden auch systematische serologische Tests bringen. Damit kann verlässlicher geschätzt werden, wie breit das Coronavirus tatsächlich verbreitet ist und welchen Grad an Immunität die Bevölkerung inzwischen erreicht hat. Eine solche Standortbestimmung ist sicher sehr ratsam, bevor die aktuellen strikten Massnahmen signifikant gelockert werden.
Auch an den Zinsmärkten für Europäische Staatsanleihen hat sich die Situation etwas entspannt. Die Zinsaufschläge für Staatsanleihen aus Frankreich, Spanien und Italien liegen sind nur noch etwa 0.35 % bis 0.50 % höher als vor der Krise. Vor 3 Wochen war dieser Anstieg der Zinsprämien mit ca. 1.50 % bedrohlich hoch geworden. Auch die Zinsniveaus für Deutsche oder Schweizer Staatsanleihen liegen wieder nahe an den Niveaus die vor der Krise zu beobachten waren.
Diese Beruhigung bei den Zinsen liegt auch an den Eingriffen der EZB. Christine Lagarde hatte noch vor wenigen Wochen gesagt, dass die Steuerung der Zinsniveaus bei Staatsanleihen nicht Aufgabe der EZB sei. Wenig später wurden grundsätzlich schrankenlose Interventionen bei Anleihen-Käufen angekündigt. Die Beruhigung bei den Zinsen für Staatsanleihen aus der Eurozone ist auf jeden Fall eine viel bessere Ausgangslage, wenn die Wirtschafts- und Finanzminister der Eurozone-Länder heute den Versuch unternehmen, ein gemeinsames Vorgehen zur Frage der gemeinsamen Finanzierung von Hilfsmassnahmen zu finden.
Die deutliche Erholung bei den Aktien hat unsere Aktienquote auf eine neutrale bis leicht übergewichtete taktische Quote angehoben. Die schrittweise Wiederanlage der am 24. Februar geschaffenen Liquidität über die letzten Wochen hat sich aus heutiger Sicht somit als richtig erwiesen. Bei weiteren Kursgewinnen bei Aktien werden wir teilweise Gewinnmitnahmen diszipliniert vornehmem. Von einer deutlichen Übergewichtung von Aktien sehen wir in unserer Strategie derzeit aber ab. Insgesamt könnte das weiter gefallene globale Zinsniveau Anlagen in Aktien noch alternativloser werden lassen, als dies vor der Krise ohnehin schon der Fall war.
Am heutigen Dienstag eröffnen die weltweiten Aktienmärkte deutlich positiv. Die europäischen Aktienmärkte gewinnen aktuell etwa 1 % - 4 %. Der Schweizer SMI Index ist knapp 1 % im Plus. Auch für die US-Aktienmärkte wird heute eine deutlich positive Eröffnung erwartet. US-Aktien verlieren seit Jahresanfang je nach Index (Dow Jones / Standard % Poors 500) aktuell etwa 17 % bis 20 %, europäische Aktien etwa 23 %, Schweizer Aktien etwa 10 % und chinesische Aktien (CSI 300 Index) etwa 8 % (alle Zahlen per 7.4.20 ca. 12:00, Markbewegungen seit Jahresanfang in CHF bewertet).
Wir wiederholen an dieser Stelle erneut, dass Angst ist in diesem Umfeld kein guter Ratgeber ist. Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Möchten Sie regelmässig über die aktuelle Börsenlage informiert werden? Dann abonnieren Sie jetzt unseren Investment Letter.