CIO Kommentar, Montag, 9. Dezember 2024
Der überraschend klare Ausgang der US-Wahlen hat an den Finanzmärkten in den ersten Wochen nach der Wahl für eine insgesamt positive Reaktion gesorgt. Der breite US-Aktienindex S&P 500 und der Deutsche DAX-Index haben Ende November neue Allzeithochs erklommen. In CHF gerechnet haben diese Indices in 2024 bis zum 6. Dezember eine Rendite von rund 35%, respektive rund 21.5% erreicht. Auch der USD hat gegenüber dem CHF seit dem Wahlausgang nochmals knapp 2% zugelegt.
Diese insgesamt freundliche Stimmung an den Finanzmärkten wird insbesondere durch die Erwartung weiterer Zinssenkungen unterstützt. Zwar könnte Trumps Politik die US-Inflation wieder anfachen, dennoch werden weitere Zinssenkungen für den USD erwartet. Insbesondere dürfte die US-Notenbank (Fed) am 18. Dezember den Leitzins von 4.75% auf 4.50% erneut senken.
Am 12. Dezember stehen die ordentlichen Zinsentscheide der Europäischen Zentralbank EZB und der Schweizerischen Nationalbank SNB an. Auch hier dürften beide Zentralbanken den Leitzins jeweils um 0.25% reduzieren. Der EUR-Leitzins (EUR-Einlagensatz) würde so neu auf 3% fallen. Für den CHF sind im Markt auch Erwartungen eines Doppelschrittes von 0.5% vertreten. Der SNB-Zinsentscheid wird somit mit besonderer Spannung erwartet. Die Inflation der Konsumentenpreise in der Schweiz lag für November bei 0.7%. Für das kommende Jahr erwartet die SNB ein weiterhin niedriges Inflationsniveau von 0.6%. Die Zinsmärkte erwarten, dass die SNB den Leitzins bis gar 0% senken wird. Unsererseits erwarten wir bis Ende 2025 einen CHF-Leitzins von 0.25%. Sollte die Inflation unerwartet noch tiefer als von der SNB erwartet ausfallen, dann ist eine erneute Phase mit CHF-Negativzinsen möglich. Es zeichnet sich für 2025 somit ein «Anlagenotstand 2.0» ab. Für Anlegerinnen und Anleger ist es wichtig mittels einer global breit diversifizierten Anlagestrategie alle Renditequellen angemessen und risikobewusst zu erschliessen.
Die Zinsen für CHF-Festhypotheken mit längerer Laufzeit haben die Zinserwartungen schon vorweggenommen und der Zeitpunkt für eine langfristige Hypothekar-Finanzierung erscheint uns derzeit günstig. Auch die Schweizer Bundesfinanzen können erneut von langfristig sehr tiefen Schuldzinsen unter 0.25% profitieren.
Anders stellt sich die Lage für Frankreich dar. Die Zinsen für Französische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren lagen seit 2015 unter 1%. Ab 2022 sind diese aber auf rund 3% angestiegen. Der für EU-Massstäbe schon amerikanisch anmutende Ausgabenüberschuss des Französischen Staatshaushaltes für 2024 von rund 6% des BIP sorgt für eine steigende Staatsverschuldung. Mit fast 112% der Wirtschaftsleistung nähert sich Frankreichs Verschuldung gefährlich jener von Italien (137%). Der ökonomische Druck dieser Entwicklungen hat nicht ausgereicht, um Premierministers Barnier Sparprogramm über die Hürde des Misstrauensvotums zu tragen. Die extreme Rechte Marine Le Pens und die Linken Parteien haben die Regierung Barnier gemeinsam zu Fall gebracht. Neuwahlen können erst Mitte 2025 stattfinden und Präsident Macron wird wohl versuchen eine neue Regierung zu bilden. Allerdings sind keine Mehrheiten in Sicht, die Frankreichs Verschuldung durch Ausgabenkürzungen oder Steuererhöhungen wirksam bremsen würden. Marine Le Pen versucht die Verantwortung für den Zustand der Staatsfinanzen mit Präsident Macron zu verknüpfen und appelliert dafür an der Urne für klarere Mehrheiten zu sorgen. Ein Rücktritt Macrons scheint derzeit wenig wahrscheinlich. Auch eine Finanzkrise Frankreichs zeichnet sich an den Märkten nicht ab. Die ökonomischen Hebel die Finanzen ins Lot zu bringen sind vorhanden, was fehlt ist die politische Vorgabe der Wählerinnen und Wähler, ob primär Steuererhöhungen oder Ausgabensenkungen zum Ziel führen sollen.
Somit werden die zwei wirtschaftlich bedeutendsten EU-Länder mit schwachen Regierungen dem keck auftrumpfenden US-Präsident Trump gegenübertreten müssen. Keine gute Ausgangslage für erfolgreiche Verhandlungsergebnisse der EU.
In Anbetracht der vielen offenen Fragen zu Trumps kommender «Realpolitik» und in Anbetracht der offenen politischen Ausgangslage in Frankreich und Deutschland sind sehr spezifische Anlageempfehlungen derzeit unsicher. Dennoch erscheinen uns mittelfristig Anlagen in US-Aktien und in USD-Zinspapiere solider Unternehmen attraktiv. Längerfristig bleibt auch eine vermehrte Beimischung von Gold ins Portfolio attraktiv. Ihre Kundenberaterin oder ihr Kundenberater kann Sie zu diesen Themen gerne ausführlicher beraten.
Der Schweizer Aktienmarkt ist heute wenig verändert in die neue Woche gestartet und auch der deutsche Aktienindex (DAX) liegt nur geringfügig im Minus. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen dagegen nur leicht tiefere Aktienkurse. (Stand ca. 11:30 Uhr, 9. Dezember 2024, Basel Zeit)