CIO Kommentar, Montag, 10. Februar 2025
Die angekündigten US-Importzölle wurden sowohl für Mexico als auch für Kanada vertagt. Dies nachdem Verhandlungen über Migrationsthemen zu einer Einigung geführt hatten. Nebst dem Thema der Zölle und weiterer diffuser Ankündigungen zu Panama, Kanada, Grönland und jüngst auch zu Gaza, beschäftigt sich die neue Administration auch mit konkreteren Vorhaben im Inland.
Der neu geschaffene Beraterstab (Department of Government Efficiency, DOGE) welcher von Elon Musk geleitet wird, ist anders als der Name es suggeriert, keine Bundesbehörde, sondern eine lediglich temporäre Organisation. Die Kompetenz neue Departemente ins Leben zu rufen, obliegt dem Parlament (US-Kongress) und nicht dem US-Präsidenten.
Dennoch kann Elon Musk über den Präsidenten direkten Einfluss auf existierende Departemente nehmen. Zum Beispiel in deren Personalpolitik: Elon Musk möchte die Anzahl Bundesbeamte um rund 10% reduzieren. Auf aktuell rund 2.25 Mio. US-Bundesangestellte wären etwa 225'000 Stellen zu streichen. Dies ergäbe Ausgabenkürzungen in der Grössenordnung von 25 Milliarden USD. In Anbetracht des für das Fiskaljahr 2025 erwarteten Defizits von 2'400 Milliarden USD ist das eine eher geringe Ersparnis. Auch hier scheint die politische Absicht schwerer als die ökonomische Wirkung zu wiegen. Das Vorgehen ist dabei, in gewohnter Musk Manier, drakonisch. Bundesangestellte erhalten einen Aufruf zur freiwilligen Kündigung, die mit einer dreimonatigen Lohnfortzahlung incentiviert ist. Wird das Angebot nicht angenommen, riskiert man eine Kündigung ohne Lohnfortzahlung.
Gerichtsurteile haben die Umsetzung dieser Personalpolitik teilweise gestoppt. Es wird erwartet, dass diese Fragen am Ende der Verfahren schliesslich dem Obersten Gericht der USA vorgelegt werden.
Die Anzahl Bundesbeamte in den USA machen, auf die US-Bevölkerung (345 Mio. Einwohner) bezogen, etwa 0,65% der Bevölkerung aus. Für die Schweiz sind es 0,48% der Bevölkerung (43'000 Bundesangestellte auf 8.9 Mio. Einwohner). Die Anzahl EU-Beamte beträgt rund 60'000 und bezogen auf die Einwohner der EU (449 Mio.) sind es 0,013%. Das sind rund 50 Mal weniger Bundesbeamte als in den USA, wenn man die Anzahl auf die Einwohnerzahlen bezieht. Diese Grössenvergleiche zeigen auch auf, dass die EU von einer eigentlichen europäischen Bundesadministration, im Stil einer bundesstaatlichen Regierungsform, weit entfernt ist.
Trotz der Unsicherheit zur faktischen Ausprägung der von Trump angekündigten Handelshemmnisse, bleiben die Aktienmärkte freundlich. Europäische Aktienindizes und auch der Schweizer SMI legen in 2025 bis Anfang Februar etwa 9% bis 10% zu.
Der US-Aktienindex S&P 500 legt mit rund 3% weniger zu. Die Tatsache, dass China bei der Entwicklung von KI-Lösungen offenbar doch nicht so weit abgeschlagen ist, wie man dies in den USA bisher annahm, ist durch das KI-Produkt des chinesischen Startups Deepseek klar geworden. Ob es zu einem tatsächlichen Wettlauf zwischen China und den USA in dieser neuen Technologie kommen wird, ist derzeit noch ungewiss.
Auch Gold sticht als Anlage in 2025 bereits erneut hervor. Mit einem Preisanstieg von gut 10% erreicht Gold Anfang Februar die Rekordmarke von 84'500 CHF/kg und könnte unsere aktuelle Prognose von 90'000 CHF/kg durchaus erreichen.
Der Anstieg bei Aktien am Beginn von 2025 ist für uns überraschend stark und nimmt die für das gesamte Jahr 2025 erwarteten Renditen bereits vorweg. Dennoch raten wir, investiert zu bleiben und allfällige Korrekturen stoisch in Kauf zu nehmen.
Die für 2025 erwartete Entwicklung der Unternehmensgewinne rechtfertigt Kursanstiege in dieser Grössenordnung. Korrekturen könnten taktische Chancen zur Aufstockung der Aktienquote bieten. Derzeit ist in unserer Anlagestrategie eine deutliche Übergewichtung von Gold und eine nur geringfügige Übergewichtung von Aktien implementiert. Wir bleiben also trotz der starken Entwicklung im Januar für Aktien in einer eher abwartenden Haltung. Schwankungen im Jahresverlauf werden wir taktisch zu nutzen versuchen.
Die heute diskutierten neuesten Pläne von Donald Trump zu Import-Zöllen auf Stahl und Aluminium haben keine ausgeprägten Auswirkungen auf die Börsen. Der Schweizer Aktienmarkt startet mit +0,2 % leicht höher in die neue Woche. Der deutsche Aktienindex (DAX) gewinnt rund 0,4 %. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen ebenfalls eine ähnlich positive Handelseröffnung (Stand ca. 9:30 Uhr, 10. Februar 2025, Basel Zeit).