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Marktausblick

Europäische Zentralbank senkt den Leitzins

CIO Kommentar, Montag, 10. Juni 2024

Dr. Sandro Merino, Chief Investment Officer

Leizinssenkung seitens EZB wie erwartet

Am 6. Juni hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins um 0,25% gesenkt. Damit sinkt der Refinanzierungssatz für Banken in der Eurozone von 4,50% auf 4,25%.

Die Senkung des EUR-Leitzinses war an den Finanzmärkten erwartet worden. Die meist sehr genaue erste Schätzung der Inflation für den Monat Mai zeigt allerdings einen Anstieg gegenüber dem Vormonat April. Die Konsumentenpreisinflation im April lag bei 2,4% und wird für Mai auf 2,6% geschätzt. Dass die EZB den Leitzins trotz jüngst wieder leicht steigender Inflation dennoch gesenkt hat, sorgte an der Presskonferenz für kritische Fragen an die EZB Präsidentin Christine Lagarde.

Der Entscheid für eine Leitzinssenkung suggeriert, dass die EZB in den kommenden Monaten trotz den jüngsten Datenpunkten davon ausgeht, dass der Inflationsdruck im Laufe des Jahres weiter abnehmen wird. Die EZB scheint davon auszugehen, dass auch ein leicht tieferes Zinsniveau von neu 4,25% so restriktiv wirkt, dass damit die Inflation weiter gedämpft wird. In den kommenden Monaten wird die tatsächliche Inflationsentwicklung diese Hypothese der EZB testen. Daher ist es nachvollziehbar, dass Christine Lagarde betonte, dass keinerlei Signale über die Richtung künftiger Zinsschritte zu erwarten seien. Die Finanzmärkte könnten in den kommenden Monaten sensitiv auf Ungereimtheiten zwischen EZB-Wunsch und Wirklichkeit reagieren. Man könnte also sagen, dass sich die EZB selbst unter Druck gesetzt hat, dass die Erwartung fallender Inflation sich auch tatsächlich materialisiert.

Zinsentscheid der SNB am 20. Juni

Eine Prognose abzugeben, ob die Schweizerische Nationalbank SNB am 20. Juni den Leitzins von derzeit 1,50% senken wird, gleicht derzeit einem Münzwurf.

An den Zinsmärkten schwankt die aus Zinskurven abgeleitete Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt um 50%. Auch eine Argumentation zur Inflationsentwicklung und zur Stärke des Schweizer Frankens führt rasch zu zirkulären Argumentationsketten. Die Inflation blieb für den Monat Mai mit 1,4% gegenüber April unverändert. Der Zinsschritt der EZB hat den Euro von 0.99 CHF pro Euro auf unter 0.97 geschwächt. Damit liegt er aber weit über die 0.93 die am Anfang des Jahres zu verzeichnen waren. Einkaufsmanager-Indikatoren zum etwas schwächelnden Schweizer Industriesektor haben sich im Mai deutlich aufgehellt. Sie verbleiben aber auf einem Niveau, das nur wenig Wachstum in Aussicht stellt. Die Immobilienpreise in der Schweiz bleiben insgesamt stabil und sind nicht auf eine Stützung mittels einer Leitzinssenkung angewiesen.

Wir blicken also gespannt auf den Entscheid der SNB am 20. Juni und verzichten auf einen Münzwurf.

US-Notenbank wartet vorerst weiter ab

Einfacher erscheint die Prognose über den Zinsentscheid der US-Notenbank Fed, der am 12. Juni erwartet wird. Der breite Konsens ist, dass die US-Notenbank den Leitzins im Juni unverändert bei 5,5% beibehalten wird. Gegen Ende Jahr sind aber ein oder gar zwei Leitzinssenkungen an den Finanzmärkten eingepreist. Die hartnäckig hohen US-Inflationsdaten für März (3,5%) und April (3,4%) halten die US-Notenbank weiterhin von einer Lockerung der Geldpolitik ab. Die am 7. Juni veröffentlichte US-Arbeitsmarktstatistik bestätigt die Fed unter dem Strich in ihrer abwartenden Haltung.

Heutige Marktentwicklung

Die Wahl des Europäischen Parlaments hat zu einer deutlichen Verschiebung ins rechte politische Spektrum geführt. Ausserdem haben auch viele kleine Parteien zulegen können. Die wichtigste Auswirkung der Parlamentswahl ist aber die Ausrufung von Parlaments-Neuwahlen durch den Französischen Präsidenten Emmanuel Macron.
Ein erster Wahlgang könnte bereits Ende Juni stattfinden. Der deutliche Wahlerfolg der rechtsnationalistischen Politikerin Marine Le Pen hat Macron offenbar zu dieser einschneidenden Entscheidung geführt. Macron könnte aber dennoch bis zum Ende seiner siebenjährigen Amtszeit in 2029 im Amt bleiben. Es zeichnet sich aber eine mögliche neue Phase der politischen «Cohabitation» ab. Eine solche war letztmals zwischen 1997 und 2002 der Fall. Damals waren der Präsident Chirac und der Premierminister Jospin entgegengesetzten politischen Lagern zugehörig.

Der Schweizer SMI-Index ist mit einem Verlust von 1% in die neue Handelswoche gestartet. Der deutsche Aktienindex (DAX) verliert rund 1 % zu. Französische Banken ziehen den CAC40 Index rund 2% ins Minus. Auch für die US-Aktienmärkte signalisieren die Future einen moderat negativen Handelsbeginn (Stand ca. 11:15 Uhr, 03. Juni 2024, Basel Zeit).

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