CIO Kommentar, Montag, 13. Januar 2025
Zum Jahresanfang ist der am 20. Januar bevorstehende Beginn von Donald Trumps zweiter Amtszeit das zentrale Thema an den Finanzmärkten. Mit seinen diffusen territorialen Ansprüchen auf Grönland, Panama und Kanada hat Trump erneut diplomatische Verhaltensregeln aufgehoben. Sein «Wild-West»-Stil könnte zum Markenzeichen seiner Aussenpolitik werden. In seiner ersten Amtszeit konnte Trump aussenpolitisch wenig bleibende Akzente setzen. Dies vielleicht mit Ausnahme seiner Ansage an die europäischen NATO-Mitglieder, dass die USA ihnen nicht bedingungslos zur Seite stehen werden und dass die finanziellen Lasten der Verteidigung anders geteilt werden müssen.
Ob Trumps neue Aussenpolitik am Ende bloss Schall und Rauch erzeugt, kann heute kaum eingeordnet werden. Die Ausprägung seiner «Realpolitik», jenseits bombastischer Ankündigungen an Pressekonferenzen, ist Gegenstand vieler Spekulationen.
Die Einmischungen seines Beraters Elon Musk in innenpolitische Themen des Vereinigten Königreichs oder Deutschlands bestätigen ebenfalls, dass seitens der US-Regierung wohl mit einem Bruch diplomatischer Gepflogenheiten gerechnet werden muss. Inwiefern die angekündigten US-Handelshemmnisse für einen Anstieg der US-Inflation sorgen werden, hängt von den noch unbekannten Details der Zollgesetzgebung ab. Schon jetzt beeinflussen Inflationssorgen die Erwartungen zur US-Geldpolitik und haben zu einer Rückstufung der Anzahl erwarteter USD-Zinssenkungen geführt.
Die von Trump sehr selbstbewusst gemachten Ankündigungen zur Friedensvermittlung in der Ukraine und im Nahen Osten sind zunehmend mit Zweifeln behaftet. Trump muss nun Greifbares liefern, falls er seine Glaubwürdigkeit nicht rasch verspielen will.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im vergangenen Jahr den Leitzins bereits deutlich gesenkt. Der aktuelle Leitzins von 0,5% könnte bereits Mitte März erneut gesenkt werden. An den Zinsmärkten ist für Juni ein weiterer Zinsschritt eingepreist. Auch die Möglichkeit von Negativzinsen steht unübersehbar im Raum. Es zeichnet sich somit für Sparer ein neuer Anlagenotstand 2.0 ab.
Den Anlagenotstand 1.0 haben wir gemeinsam von 2015 bis 2022 durchlebt. Aus diesen Erfahrungen kann man Lehren ziehen: Ein Portfolio-Ansatz mit einer durchdachten und sehr breiten Diversifikation bleibt auch für die kommenden Jahre eine erfolgversprechende Strategie.
Um die Renditeerwartungen für Aktienanlagen zu schätzen, müssen die Geschäftsaussichten für grosse börsenkotierte Unternehmen beurteilt werden. Letztlich sind dazu nur wenige aggregierte Kennzahlen massgeblich. Die Börsen reagieren stark auf eine breite Zunahme oder Abnahme der Unternehmensgewinne, welche im Quartalstakt publiziert werden.
Umsatzveränderungen sind durch beschleunigtes oder verlangsamtes Wirtschaftswachstum erklärbar. Margenveränderungen sind aus länger anhaltenden branchenspezifischen Trends bestimmt. Aus umfangreichen Daten haben wir für die kommenden 12 Monate ein recht zuversichtliches Bild für die erwarteten Unternehmensgewinne abgeleitet.
Je nach Region (USA, Eurozone, Schweiz) wird mit einem Anstieg der Unternehmensgewinne zwischen 20% und 9% gerechnet. Die Margen verharren dabei auf hohem Niveau. Dies, nachdem die Unternehmen die Effekte der Inflation auf ihre Preise mehr als bloss überwälzen konnten. Diese zuversichtliche Einschätzung spiegelt sich in unseren Prognosen für die Aktienrenditen im Jahr 2025. Diese erwarten wir im Bereich von 5% (SMI-Index). Dazu ist noch eine erwartete Dividendenausschüttung von knapp 3% zu addieren.
«Wir erwarten, dass der aktuell bei über 78 000 CHF/kg liegende Goldpreis im Laufe des Jahres 2025 bis auf über 90 000 CHF/kg steigen könnte.»Sandro Merino, Chief Investment Officer
In Anbetracht der vielen offenen Fragen zu Trumps kommender «Realpolitik» sind sehr spezifische Anlageempfehlungen derzeit unsicher. Wir haben aufgrund der erwarteten weiteren Ausweitung der US-Staatsverschuldung und aufgrund des Inflationspotenzials, welches die US-Handelszölle auslösen könnten, eine Anpassung der Prognose für den Goldpreis vorgenommen. Wir erwarten, dass der aktuell bei über 78 000 CHF/kg liegende Goldpreis im Laufe des Jahres 2025 bis auf über 90 000 CHF/kg steigen könnte.
Nachdem die guten US-Arbeitsmarktdaten am Freitag zu steigenden Renditen bei Obligationen und sinkenden Aktienkursen geführt haben, wirken die Daten auch heute noch nach. Der Schweizer Aktienmarkt ist schwächer in die neue Woche gestartet und wird gut 0,8% tiefer notiert. Auch der Aktienindex (DAX) liegt mit 0,7% im Minus. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen ebenfalls tiefere Aktienkurse. (Stand ca. 10:00 Uhr, 13. Januar 2025, Basel Zeit)