CIO Kommentar, Montag, 14. Oktober 2024
Die Zinssenkungen für den CHF, EUR und USD im vergangenen September sind weitgehend so wie erwartet eingetroffen. Leicht überrascht hat der Jumbo-Zinsschritt von 0,5% der US-Notenbank Fed am 18. September. Die Leitzinsen liegen nach den jüngsten Zinssenkungen aktuell bei 1% (CHF), 3,50% (EUR) und 5% (USD).
Die nächsten Zinsentscheide werden für den EUR bereits am 17. Oktober erwartet. Die US-Notenbank Fed trifft ihren nächsten Entscheid am 7. November und die Schweizerischen Nationalbank entscheidet am 12. Dezember. In allen drei Fällen wird derzeit eine weitere Zinssenkung von 0,25% erwartet. Auch im kommenden Jahr dürfte sich die Lockerung der Geldpolitik fortsetzen.
Die jüngsten Zahlen zur US-Inflation waren etwas höher als erwartet. Damit bleibt die Eindämmung der Inflation mit Unwägbarkeiten behaftet. Die Kerninflation in den USA liegt weiterhin deutlich über 3% und der Abwärtstrend wurde im September gar gebrochen. Zudem bleibt der US-Arbeitsmarkt stärker als erwartet, was ebenfalls die Erwartung einer weiterhin hartnäckigen Inflation stützt. Somit kann die US-Notenbank den Tag nicht vor dem Abend loben und wird weitere Zinssenkungen stets kritisch gegenüber der aktuellsten Inflationsentwicklung abwägen müssen.
Anders stellt sich die Lage in Europa dar. Die Wachstumsprognosen in Deutschland und für die Eurozone müssen für das laufende Jahr nach unten korrigiert werden. Die Aus-sichten für 2025 sind bescheiden und mit vielen Unsicherheiten behaftet. Dies lässt erwarten, dass die Europäische Zentralbank die Zinssenkungen mit weniger Zweifeln als die amerikanischen Kollegen vollziehen können. Dafür spricht, dass die Inflation in der Eurozone im September bereits unter 2% gefallen ist und in den kommenden Monaten noch weiter fallen könnte.
Auch die SNB hat einige Gründe die Zinsen weiter zu senken. Im September lag die Inflation bei 0,8% und ein deutlicher weiterer Rückgang der Inflation würde bereits Deflationsrisiken am Horizont beschwören.
Die schwachen Konjunkturdaten aus der Eurozone und aus China belasten den inländischen Industriesektor bei den Exporten. Zusätzlich sorgen die geostrategischen Risiken für potenziellen weiteren Aufwertungsdruck auf den CHF. Somit könnten die CHF-Leitzinsen vor Mitte 2025 bis auf 0,5% weiter fallen.
Seit der Anpassung unserer Anlagestrategie am 20. Juni sind die Indexstände der wichtigsten Aktienindices weitgehend unverändert geblieben (SPI - CH, Eurostoxx50 - Eurozone, S&P 500 – US). Damit war unser Entscheid einer Reduktion der Aktienquote in Vermögensverwaltungsmandaten und Anlagelösungen soweit richtig. Auch gegenwärtig ergeben die Risiken und Chancen aus unserer Sicht eine neutrale Positionierung der Aktienquote. Einerseits stützen die erwarteten Zinssenkungen die Aussichten für Aktien. Andererseits sorgen US-Wahlen, schwächelnde Konjunkturdaten in China und in der Eurozone sowie die weiterhin dramatische Lage im Nahen Osten und in der Ukraine für berechtige Sorgen zur weiteren Entwicklung an den Märkten.
Auch wenige Wochen vor den Wahlen am 5. November bleibt es kaum möglich, eine verlässliche Prognose zur Frage Trump oder Harris zu stellen. Innenpolitische Themen (Inflation, Steuern, Migration, Krisenmanagement nach den Stürmen in Florida) dürften dabei das stark polarisierte Wahlverhalten beherrschen.
«Bis Ende des Jahrzehnts könnte eine schmerzhafte und global folgenreiche US-Sparpolitik aber nicht mehr zu vermeiden sein.»Dr. Sandro Merino, Chief Investment Officer
Ein fundamentales finanzpolitisches Thema wird weder von Trump noch von Harris angesprochen. Das Schweigen dazu ist sozusagen ohrenbetäubend. Seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise vor 15 Jahren hat die US-Staatsverschuldung von rund 40% auf fast 100% der US-Wirtschaftsleistung zugenommen. Die US-Staatsschulden haben also die Grössenordnung von 27 Billionen USD erreicht (eine 27 mit 12 Nullen). In Relation zur Wirtschaftsleistung (BIP) liegen sie so hoch wie zuletzt zum Ende des zweiten Weltkriegs. Die Wahlversprechen von Trump und Harris sehen keinerlei Schuldenbremse vor. Im Gegenteil, sowohl Trumps massive Steuersenkungen und in geringerem Ausmass auch Umverteilungen, die Harris in Aussicht stellt, werden den Schuldenberg deutlich vergrössern. Wer dereinst im Weissen Haus hart auf die Schuldenbremse stehen muss, ist heute gänzlich unbekannt. Bis Ende des Jahrzehnts könnte eine schmerzhafte und global folgenreiche US-Sparpolitik aber nicht mehr zu vermeiden sein.
Der Schweizer Aktienmarkt ist mit +0,7 % freundlich in die neue Woche gestartet. Auch der deutsche Aktienindex (DAX) ist zum Beginn der neuen Handelswoche positiv. Die US-Aktienmärkte werden gemäss den Futures-Börsen heute Nachmittag geringfügig stärker erwartet (Stand ca. 09:30 Uhr, 14. Oktober 2024, Basel Zeit).