CIO Kommentar, Montag, 17. Februar 2025
Nachdem Donald Trump die Zölle in Höhe von 25% gegen Kanada und Mexiko für einen Monat auf Eis gelegt hat, kündigte er vergangene Woche weitere Zollpläne an. Diese sollen all jene Länder betreffen, die Zölle auf US-Waren erheben, die höher sind als jene, die die USA ihrerseits auf dieselbe Warengruppe erheben.
Wie die Zölle und möglicherweise auch nichttarifäre Handelshemmnisse ausgestaltet werden und welche Warengruppen am Ende tatsächlich betroffen werden, bleibt abzuwarten. Tatsache ist jedenfalls, dass aktuell vieles auf einen handfesten Zoll- und Handelskonflikt zwischen den USA und ihren unterschiedlichen Handelspartnern hindeutet.
Vor diesem Hintergrund kamen die US-Inflationsdaten zur Unzeit. Diese fielen für den Januar schlechter aus als erwartet. Die breite Inflationsrate stieg auf 3% und die Kernrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) legte auf 3,3 % zu. Insbesondere die Entwicklung bei der Kernrate hat negativ überrascht, ist sie doch entgegen den Erwartungen leicht gestiegen anstatt gesunken. Ein ähnliches Bild zeigt die Entwicklung bei der Produzentenpreisen. Auch diese sind mit 3,5% (Kernrate 3,6%) höher ausgefallen als erwartet.
Die US-Notenbank sieht sich damit erstens mit höher als erwartet ausgefallenen Inflationsraten konfrontiert und muss zweitens mit einer aggressiven Zoll- und Handelspolitik seitens der neuen US-Regierung rechnen. Die Wahrscheinlichkeit einer expansiveren Geldpolitik im laufenden Jahr ist damit nicht gestiegen.
Am Markt wird vielmehr nur noch eine Leitzinssenkung in 2025 eingepreist. Zudem ist es im Falle der Einführung der angekündigten, jedoch bislang nicht vollzogenen neuen Zölle bzw. Zollanhebungen auch denkbar, dass die erwartete Leitzinssenkung im laufenden Jahr ganz ausfällt.
Am kommenden Sonntag (23. Februar 2025) wird in Deutschland der neue Bundestag gewählt. Der Ausgang der Wahl bleibt bis zuletzt spannend. Während es eine ganze Zeit danach aussah, dass es nur vier Parteien über die 5%-Hürde schaffen könnten, sind es nun fünf.
Verschiedene Umfragen weisen für die Partei «Die Linke» zuletzt einen Wert von gut 6% aus. Damit wäre sie nicht mehr auf die Erzielung dreier Direktmandate angewiesen, um neben CDU, SPD, Grünen und AfD wieder in den Bundestag einzuziehen. Wäre dies am Sonntag das amtliche Endergebnis, dann könnte es für die CDU schwierig werden, nur mit einer Partei eine regierungsfähige Mehrheit zu bilden. Aktuell hätte sie – wenn man die AfD als Option ausschliesst – zumindest eine Mehrheit der Sitze zusammen mit der SPD.
Für Europa ist es eine entscheidende Wahl. Deutschland ist sowohl politisch als auch wirtschaftlich ein Schwergewicht. Trotz der aktuellen strukturellen Probleme und der stagnierenden Konjunktur ist Deutschland die grösste Volkswirtschaft Europas. Käme es nach der Wahl nicht zu einer stabilen Mehrheit, dann wäre das ein schlechtes Signal für die EU und für die Eurozone. Insbesondere vor dem Hintergrund einer neuen US-Regierung, die dabei ist, die Prioritäten ihrer Geopolitik und Geostrategie neu zu setzten.
Nach einem fulminanten Jahresauftakt speziell an der Schweizer und den europäischen Börsen haben wir uns dazu entschlossen, Gewinne mitzunehmen. Marktbedingt hat sich eine Übergewichtung bei den Aktien ergeben, dies haben wir wieder auf die neutrale, also strategische Quote zurückgeführt. Wir bleiben für die Aktienmärkte auch für den weiteren Jahresverlauf positiv gestimmt, rechnen aber auch mit kleineren oder grösseren Kursrücksetzern aufgrund der vorhandenen Unwägbarkeiten (US-Zölle, Ukraine-Krieg, eine sich verändernde geopolitische Haltung der USA etc.).
In einer solchen Lage ist es für uns wichtig, systematisch die auflaufenden marktbedingten Gewinne bei Aktien zu Gunsten unserer Cash-Quote (und damit zum Nutzen zukünftiger Opportunitäten) zu realisieren. Die aktuelle Positionierung beim Gold von gut 6,5% haben wir dagegen bestätigt.
Die Börsen in Europa sind leicht positiv in die neue Woche gestartet. Der Schweizer Aktienindex (SMI) legt rund 0,3 % zu, ähnlich wie der deutsche Aktienindex (DAX). Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen ebenfalls eine leicht positive Handelseröffnung (Stand ca. 10.15 Uhr, 17. Februar 2025, Basel Zeit).