CIO Kommentar, Montag, 17. März 2025
Auch wenn wir in unserem Hauptszenario für 2025 mit einer unterdurchschnittlichen, aber positiven globalen Konjunkturentwicklung rechnen, sind die Risiken für dieses Szenario seit dem Amtsantritt von Donald Trump gestiegen. Die zumindest aus unserer Sicht erratisch erscheinende Zoll- und Handelspolitik der USA führt zunehmend zu Verunsicherungen sowohl in der Wirtschaft wie auch auf den Finanzmärkten. Haben letztere die ersten Amtshandlungen der neuen US-Administration noch recht gut weggesteckt, ging es zuletzt insbesondere an den US-Börsen deutlicher nach unten. Seit seinem Hoch hat der Nasdaq 100 per Freitag letzter Woche um über 11% korrigiert, der marktbreite S&P 500 um über 8%. Dabei zeigt sich die Wirtschaft der USA gemäss den vorliegenden Fundamentaldaten bislang in guter Verfassung und die Konsensprognose verspricht für das laufende Jahr weiterhin einen Anstieg des BIP um 2,3%.
Wichtig ist aber für die Zukunft die Entwicklung des privaten Verbrauchs. Er macht knapp 70% der gesamten Wirtschaftsleistung aus und ist eine wichtige Stütze für die US-Konjunktur. Im vierten Quartal legte der private Verbrauch um über 4% zu. Mit willkürlichen Entlassungen von Regierungsangestellten und Mittelstreichungen durch das DOGE sowie der erratischen Zoll-/Handelspolitik droht eine Abschwächung der Konsumdynamik. Das Konsumentenvertrauen (Conference Board) gab im Februar stärker nach. Auch die am Freitag veröffentlichte Erwartungskomponente des Konsumentenvertrauens der University of Michigan ist eingebrochen. Es ist zu befürchten, dass sich bei einer anhaltenden Schwäche an den US-Finanzmärkten und bei steigenden Unsicherheiten in Bezug auf die Inflationsentwicklung (infolge der eingeführten bzw. noch einzuführenden Zölle) das sinkende Konsumentenvertrauen schliesslich in einer Konsumzurückhaltung manifestieren könnte. Sinkende US-Aktienkurse stellen ein Risiko für die Altersvorsorge vieler US-Bürger dar, höhere Inflationsraten reduzieren die Kaufkraft. Die zunehmenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit Donald Trumps Wirtschaftspolitik führen somit dazu, dass erste Stimmen auch eine Rezession in den USA in 2025 nicht mehr gänzlich ausschliessen.
Für die US-Notenbank ist dies eine durchaus herausfordernde Gemengelage. Sie hat denn auch die Leitzinsen im Januar nicht weiter gesenkt. Der Markt preist zwischenzeitlich bis Ende 2025 aber wieder drei Zinssenkungen ein. Die Gefahr für die US-Konjunktur seitens der US-Zölle wird damit höher gewichtet als die Gefahr steigender Inflationsraten in den USA. Dennoch wird für den kommenden Mittwoch (19. März) noch mit keiner Leitzinssenkung durch die US-Fed gerechnet.
Trotz aller Unwägbarkeiten hat sich die Stimmung unter den Unternehmen in der Eurozone im vergangenen Monat dagegen meist weiter stabilisiert. Die Konjunkturdynamik bleibt aber eher schwach. Auch die rekordtiefe Arbeitslosenquote von 6,2% konnte daran bislang nichts ändern. Gespannt dürften in dieser Woche viele Marktteilnehmer nach Deutschland blicken. Die von der künftigen deutschen Regierung angekündigten Infrastruktur- und Verteidigungsausgaben können sich als Stimulus für die deutsche Konjunktur erweisen und auch Europa insgesamt positive Impulse geben. Gleichzeitig besteht für die Europäische Zentralbank weiterhin Potenzial für Leitzinssenkungen. Die Teuerungsraten in der Eurozone dürften im Verlauf des Jahres 2025 die 2% - Marke testen.
«Die tiefe Inflationsrate und der starke Schweizer Franken sprechen für eine Zinssenkung bereits in dieser Woche.»Dr. Stefan Kunzmann
In der Schweiz richten sich die Blicke auf die SNB. Am Donnerstag stehen auch hier die geldpolitischen Entscheide an. Es bleibt spannend, ob die Verantwortlichen bereits diese Woche oder erst im Juni die Leitzinsen weiter senken werden. Die tiefe Inflationsrate und der starke Schweizer Franken sprechen für eine Zinssenkung bereits in dieser Woche.
Wir haben Mitte Februar (14.02.2025) bei den Aktien die performancebedingt aufgelaufenen Gewinne realisiert und die Übergewichtung bei den Aktien auf die neutrale Quote zurückgeführt. Bei unserer Referenzstrategie Fokus Schweiz Ausgewogen liegt die Aktienquote deshalb aktuell nahe dem Niveau der strategischen Benchmark. Wir analysieren das Marktgeschehen sehr genau, rechnen zunächst aber noch mit anhaltenden Unsicherheiten an den Aktienmärkten. Wir haben uns deshalb trotz der jüngsten Kursrückgänge in den USA bislang gegen Zukäufe entschieden und unsere neutrale Positionierung in den Vermögensverwaltungsmandaten zuletzt nochmals bestätigt.
Die Börsen in Europa sind leicht positiv in die neue Woche gestartet. Der Schweizer Aktienindex (SMI) und der deutsche Aktienindex (DAX) legen über 0,3% zu. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen dagegen eine schwächere Handelseröffnung (Stand ca. 09.45 Uhr, 17. März 2025, Basel Zeit).