CIO Kommentar, Montag, 18. November 2024
Nach der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten sieht sich auch die US-Notenbank mit neuen Rahmenbedingungen konfrontiert. Insbesondere das Thema rund um mögliche neue oder höhere Zölle verändert das mittelfristige Inflationsszenario. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass bei deutlich höheren Zöllen die Teuerung wieder anzieht, am Ende also die Konsumenten die Zeche der tarifären Handelshemmnisse zahlen werden.
Ob die im Wahlkampf angekündigten Massnahmen eins zu eins umgesetzt werden, bleibt aber abzuwarten. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass diese frühesten in der zweiten Jahreshälfte 2025 eingeführt werden. Bis dahin könnte die US-Wirtschaft von einem wirtschaftsfreundlicheren Kurs der neuen US-Regierung profitieren. Dies gilt besonders in Bezug auf die versprochenen Steuersenkungen. Entsprechend wurden auch bereits die Prognosen für das erste und das zweite Quartal 2025 angehoben, es dürften also in den kommenden Monaten zunächst besser als bislang erwartete US-Wirtschaftsdaten veröffentlicht werden.
Auch wenn somit die zuletzt publizierten Inflationsraten der US-Notenbank weitere Leitzinssenkungen ermöglichen und für den Sitzungstermin im Dezember am Markt auch eine weitere Reduktion um 25 Basispunkte zumindest teilweise noch eingepreist ist, wird die US-Geldpolitik aller Wahrscheinlichkeit nach in den kommenden Monaten und Quartalen deutlich weniger expansiv ausfallen, als bislang prognostiziert. Bis Ende 2025 sind aktuell nur noch knapp drei Zinsschritte – also etwa 0,75% – am Markt eingepreist, vor der Wahl von Donald Trump waren es noch fünf Zinsschritte im Umfang von 1,25%. Dies stützt den US-Dollar. Die weniger expansive Geldpolitik und die Sorgen einer möglichweise Ende 2025 wieder anziehenden US-Inflation dürften auch dafür sorgen, dass die US-Renditen vergleichsweise hoch bleiben werden.
Wir sind bei US-Dollar Obligationen und bei globalen Unternehmensanleihen (mit starker Ausrichtung auf US-Corporates) entsprechend übergewichtet.
Da bislang nicht sicher ist, wie hoch die angekündigten US-Zölle am Ende ausfallen werden und vor dem Hintergrund, dass diese erst im Laufe des zweiten Halbjahres greifen dürften, halten wir an unserem Hauptszenario für die globale Wirtschaft fest. Wir rechnen auch für 2025 mit einer zwar unterdurchschnittlichen, aber positiven Konjunkturentwicklung. Unterdurchschnittlich im Vergleich zu den vergangenen 25 Jahren alleine schon aufgrund der Tatsache, dass die chinesische Wirtschaft infolge struktureller Faktoren in den kommenden Jahren mit einer weiteren Abschwächung der Wachstumsdynamik konfrontiert sein wird. Also die hohen Wachstumsbeiträge für die Weltwirtschaft nicht mehr im bislang gewohnten Umfang liefern kann.
Eine unterdurchschnittliche, aber positive globale Konjunktur sowie Aussichten auf weiter sinkende Inflationsraten und Leitzinsen stützen die Aktien. Vor dem Hintergrund teils hoher Bewertungen und anhaltender geopolitischer Unsicherheiten sind wir aktuell jedoch neutral positioniert.
Der Schweizer Aktienmarkt ist nahezu unverändert in die neue Woche gestartet. Der deutsche Aktienindex (DAX) liegt geringfügig im Plus. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen eine uneinheitliche Börseneröffnung (Stand ca. 09.45 Uhr, 18. November 2024, Basel Zeit).