CIO Kommentar, Montag, 22. Juli 2024
Nach seiner missratenen Fernsehdebatte mit Donald Trump am 27. Juni konnte Joe Biden (81) offenbar dem steigenden Druck nichts mehr entgegenstellen und hat am Sonntag 21. Juli seine Kandidatur für einen weitere Amtsperiode als US-Präsident zurückgezogen. Die weltweiten Börsen haben heute nicht spezifisch auf die Ankündigung des Verzichts von Joe Bidens reagiert.
Im Rampenlicht steht nun die amtierende Vizepräsidentin Kamala Harris (59). Sie dürfte am Nationalkongress der Demokratischen Partei am 19. August offiziell als demokratische Kandidatin nominiert werden.
Sowohl Bidens Rücktritt als auch der Umstand, dass Donald Trump um Haaresbreite einem Mordversuch entgangen ist, mischen die Karten im Wahlkampf neu. Donald Trump geht zwar derzeit deutlich gestärkt in den Wahlkampf, jedoch steht mit Kamala Harris eine bisher vergleichsweise wenig medienwirksame, dafür unverbrauchte Persönlichkeit neu zur Wahl. Trump dürfte in seinem Wahlkampf bei seinen bekannte Stammthemen bleiben. Interessant wird hingegen die Ausgestaltung des Wahlkampfes von Kamala Harris: Sie könnte versuchen Trump auf weniger vertrautes politisches Terrain zu ziehen, um dort bei den Wählern zu punkten. Auch die Wahl des demokratischen Kandidaten oder der Kandidatin für die Vizepräsidentschaft steht noch aus und sie muss rasch vollzogen werden.
Die erste Fernsehdebatte zwischen Harris und Trump könnte vorentscheidend sein für den Wahlausgang und wird schon am 10. September stattfinden. Bis zu diesem Datum muss Kamala Harris als mögliche Präsidentin an Glaubwürdigkeit zulegen. Sie dürfte nun auf der globalen politischen Bühne Gelegenheiten suchen, um ihre Positionierung zu schärfen.
Ausgerechnet eine IT-Sicherheitsfirma (Crowdstrike, Hauptsitz in Austin, Texas) führt zur grössten IT-Panne aller Zeiten mit Auswirkungen auf der ganzen Welt. Von Flughäfen, Börsen über Spitäler und Zahlungssysteme waren die Folgen von Freitag bis heute global und substanziell. Ein fehlerhafter Software-Update von Crowdstrike hat offenbar vor allem Microsoft betriebene Cloud-Systeme lahmgelegt. Zwar wurde der Fehler seitens Crowdstrike rasch gefunden und behoben, jedoch benötigte der Neustart aller Kundensysteme viel Zeit.
Erstaunlich bleibt bei diesem Vorfall, dass Probleme bei einer einzigen Software-Komponente derart weitreichende globale Konsequenzen haben konnten. Der US-Technologie-Index Nasdaq hat aufgrund der Vorfälle seit dem 18. Juli gut 4% an Wert verloren. Die Crowdstrike-Aktie ist seit Freitag gut 20% eingebrochen. Aufgrund der raschen Behebung der Ursache des Problems ist für heute eine Erholung an der US-Tech-Börse erwartet.
Die Erwartung tieferer Leitzinsen für USD, EUR und CHF bleibt für das zweite Halbjahr erhalten. Zusammen mit dem moderaten aber stabilen Ausblick für das Wirtschaftswachstum sorgt dies für eine weiterhin freundliche Grundstimmung an den Aktienmärkten. Impulse für rasche kräftige Kursgewinne scheinen derzeit jedoch zu fehlen. Dies spricht aus unserer Sicht für eine Beibehaltung unserer neutralen Gewichtung bei Aktien in unsere Anlagetaktik.
Der Schweizer Aktienmarkt ist derzeit mit etwa 1% im Plus und auch der deutsche Aktienindex (DAX) steigt heute rund 1.4%. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures, nach behobener Crowdstrike Software Panne, am heutigen Montag einen positiven Handelsbeginn (Stand ca. 12:45 Uhr, 22. Juli 2024, Basel Zeit).