CIO Kommentar, Montag, 25. November 2024
Mit der Nomination von Scott Bessent als Finanzminister (Treasury Secretary) ist auch die letzte offene Schlüsselposition in Trumps Kabinett definiert. Die 15 Nominationen für die Leitung der US-Bundesministerien müssen aber noch im US-Senat bestätigt werden. Scott Bessent ist Wirtschaftshistoriker und war Partner in George Soros berühmter Vermögensverwaltung.
Seit 2015 betreibt er einen eigenen Hedge-Fonds (Key Square Group) als Chief Executive Officer und Chief Investment Officer. Die Finanzmärkte haben die Wahl Bessent mit einer gewissen Erleichterung zur Kenntnis genommen. Die Erwartung ist, dass Bessents moderatere und kompetentere Positionen in der Wirtschaftspolitik einnehmen wird, als dies in Trumps wirtschaftspolitisch radikalen Reden zum Ausdruck gebracht wurde. Insbesondere hat Bessent kürzlich in öffentlichen Auftritten die rasant steigende US-Staatsverschuldung scharf kritisiert. Diese Indizien reichen offenbar aus, um heute an den US-Aktienmärkten eine moderatere Trumponomics-Umsetzung zu erhoffen. Inwiefern die Eindämmung der Staatsverschuldung mit Trumps Agenda vereinbar sein wird, steht aber noch in den Sternen. Man darf auf die US-Schuldenentwicklung in Trumps erstem Amtsjahr also durchaus gespannt sein.
Marco Rubio als Aussenminister (Secretary of State) und Pete Hegseth als Verteidigungsminister besetzen die beiden anderen Schlüsselpositionen in Trumps Kabinett. Während die Nomination von Pete Hegseth (ehemaliger Major und Iraq Veteran sowie jüngst Fox News Moderator) überraschend ist, wird mit Marco Rubio (Senator von Florida) ein bekannter republikanischer Politiker das Aussenministerium leiten. Die künftige Ausrichtung der US-Aussen- und Verteidigungspolitik ist aber derzeit kaum präzise einzuschätzen.
Nebst den Personalien für die 15 Ministerien sind auch die zehn leitenden Mitglieder des Stabes im Weissen Haus definiert. Ausserdem sind 15 weitere Funktionen, darunter UN- und Nato Botschafter, CIA-Leitung, inzwischen nominiert.
Der derzeitige Präsident der US-Notenbank Jerome Powell dürfte bis zum Ende seines Mandats im Mai 2026 weiter im Amt bleiben.
Die zuletzt publizierten Inflationsraten der US-Notenbank deuten auf weitere Leitzinssenkungen hin. Bis Ende 2025 sind aktuell drei Zinsschritte – also etwa 0,75% – am Markt eingepreist. Vor der Wahl von Donald Trump waren es noch fünf Zinsschritte im Umfang von 1,25%. Für den nächsten Zinsentscheid am 18. Dezember wird also eine erneute Senkung um 0,25% erwartet.
Während der weltweite Konsum fossiler Energien (Öl, Gas und Kohle) gegenwärtig Jahr für Jahr stetig weiter steigt und eine Erwärmung der globalen Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad jetzt bereits erreicht ist, scheint eine globale Einigung auf ein verbindliches Reduktionsszenario für Treibhausgase mehr denn je in die Ferne gerückt. Die in Baku in letzter Minute in Aussicht gestellten Zahlungen (zur Mitigation der Folgen des Klimawandels und für Investitionen in erneuerbare Energien) von rund 300 Milliarden USD pro Jahr an wirtschaftlich schwächere Länder erscheinen ungenügend, um die weitere Erderwärmung in nützlicher Frist wirksam einzudämmen. Gemäss den Szenarien des UN-Klimarates (IPCC) befinden wir uns derzeit weiterhin auf dem extremsten Szenario einer fossil befeuerten wirtschaftlichen Expansion (SSP5). Die Klimaerwärmung könnte bis 2035 bereits rund 2 Grad erreicht haben. Das heisst bereits dann, wenn die in Baku verhandelte Höhe der Zahlungen überhaupt erst geplant ist.
Allein die Höhe der weltweiten staatlichen Subventionierung fossiler Energie in der Höhe von jährlich rund 1'300 Milliarden USD zeigt auf, wie gering die 300 Milliarden USD ausfallen, um einen realen Wandel herbeizuführen. Die Teilnehmer an der COP29 wollten aber den aktuellen Prozess zumindest nicht beenden. Viele Teilnehmerstaaten an der COP29 hoffen weiterhin auf ein Umdenken in der Weltgemeinschaft. Mit dem erwarteten erneuten Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen, ist dies aber nicht zu erwarten. Die Folgen der weiter ansteigenden Erderwärmung dürften in den kommenden zehn Jahren nochmals merklich deutlicher spürbar werden. Besonders betroffen sind dabei der Mittelmeerraum und der Gürtel rund um den Äquator.
Der Schweizer Aktienmarkt ist nahezu unverändert in die neue Woche gestartet. Der deutsche Aktienindex (DAX) liegt mit +0,3% derzeit geringfügig im Plus. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen eine positive Börseneröffnung (+0,6%) (Stand ca. 12:00 Uhr, 25. November 2024, Basel Zeit).