CIO Kommentar, Montag, 26. August 2024
In der vergangenen Woche wurde der vorläufigen Einkaufsmanagerindex für die Eurozone veröffentlicht. Der publizierte Wert hat mit einem Wert von 51,2 Punkten positiv überrascht (erwartet wurden 50,1 Punkte) und liegt wieder etwas deutlicher über der kritischen 50-Punkte-Marke – und damit im expansiven Bereich.
Was auf den ersten Blick positiv aussieht und auf eine Belebung der Konjunkturdynamik in Europa hoffen lässt, ist auf den zweiten Blick zu relativieren. Denn der Anstieg ist in allererster Linie auf einen deutlich höheren Index für den französischen Dienstleistungssektor zurückzuführen, der mit 55 Punkten (Juli: 50,1 Punkte) angegeben wird. Hier haben wohl in erster Linie die Olympischen Spiele in Paris positive Spuren hinterlassen. Es besteht damit das Risiko, dass der Anstieg nur von kurzer Dauer sein wird und wir in den kommenden Monaten wieder mit deutlich tieferen Indexwerten rechnen müssen. Dafür spricht auch die Tatsache, dass der entsprechende Index für Deutschland leicht gesunken und mit 51,4 Punkten vergleichsweise schwächer ausgefallen ist. Seitens der Industrie gibt es zudem momentan keine Signale, die auf eine Belebung der Aktivitäten schliessen lassen. Mit nur gut 42 Punkten sind die Werte hier sowohl für Deutschland als auch für Frankreich deutlich kontraktiv. Der Gesamtindex für die Industrie der Eurozone hat sich dagegen nicht stark verändert und wird mit 45,6 Punkten angegeben.
Somit bleiben die Aussichten für die Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone eingetrübt. Die Durchschnittsprognose für die Entwicklung des BIP in 2024 liegt deshalb nach wie vor bei 0,7%. Seitens der Energieversorgung gibt es aktuell kein Störfeuer. Die Gasspeicher sind in Europa mit über 90% gefüllt, Deutschland hat bereits die Marke von 95% im Blick. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 lag der Füllstand zum gleichen Zeitpunkt bei unter 60%.
Mit Spannung blicken wir diese Woche auf die Entwicklung der Inflationsdaten in der Eurozone. Das Wachstum der Tariflöhne wurde im Währungsraum im 2. Quartal nur noch mit 3,6% angegeben und die verfügbaren Indikatoren deuten gemäss Oxford Economics weiterhin auf eine gewisse Abschwächung des Lohnwachstums hin. Für den Monat August rechnet der Konsens entsprechend mit einem Rückgang der Teuerung. Die Durchschnittsprognose signalisiert eine Inflationsrate von 2,2%, nachdem sie im Juli noch mit 2,6% angegeben wurde. Der anhaltende Trend zu tieferen Inflationsraten sowie die schwache Konjunkturdynamik lässt der EZB somit ausreichend Spielraum für eine erneute Senkung der Leitzinsen. Am Markt ist deshalb für den 12. September ein Zinsschritt von 25 Basispunkten eingepreist. Auch von der SNB wird vor dem Hintergrund des weiter starken Frankens eine – nunmehr dritte – Leitzinssenkung im September erwartet.
Während die EZB gemäss ihrem geldpolitischen Auftrag ihr Augenmerk in erster Linie auf die Preisniveaustabilität legt, hat die US-Fed traditionell immer auch ein Auge auf den Arbeitsmarkt. Die zuletzt geringere Zahl an neugeschaffenen Stellen und der Anstieg der Arbeitslosenquote auf 4,3% rückt deshalb das Beschäftigungsthema zunehmend in den Fokus der US-amerikanischen Notenbank. Dies hat ihr Vorsitzender Jerome Powell beim Treffen wichtiger Zentralbanken in Jackson Hole betont. Die Aussagen von Powell haben de facto eine erste Zinssenkung im September zementiert. Es stellt sich für die meisten Marktbeobachter damit nicht mehr die Frage ob, sondern wie stark die Leitzinssenkung in den USA ausfällt. Also ob die US-Notenbank ihre Leitzinsen um 25 oder 50 Basispunkte senkt. Eine Indikation dürfte der nächste Arbeitsmarktbericht liefern, der am 06. September auf der Agenda steht. Am 18. September folgt dann die Sitzung der US-amerikanischen Zentralbank.
Der Schweizer Aktienmarkt ist nur wenig verändert in die neue Woche gestartet. Der deutsche Aktienindex (DAX) wird geringfügig schwächer notiert. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures für heute Nachmittag einen wenig veränderten Handelsbeginn (Stand ca. 09:15 Uhr, 26. August 2024, Basel Zeit).