CIO Kommentar, Montag, 29. Juli 2024
Trotz zuletzt eher schwacher Wirtschaftsdaten gibt es nach wie vor keine Hinweise auf eine Rezession in der Eurozone. Die Aussichten für die Konjunktur in den kommenden Monaten bleiben aber schwach. Die Konsumentenstimmung konnte zwar erneut etwas zulegen, sie liegt aber nach wie vor leicht unter ihrem Durchschnitt der letzten 20 Jahre.
Zudem haben die Einkaufsmanagerindizes aus den Bereichen Industrie und Dienstleistungen gemäss den vorläufigen Daten enttäuscht. Die Indikatoren gaben nach und deuten für den Industriebereich auf eine Kontraktion der Wirtschaft hin. Deutlich unter der kritischen 50-Punkte-Marke liegt bspw. der Einkaufsmanagerindex von Deutschland. Er wird mit gerade einmal 42.6 Punkten angegeben. Auch der deutsche ifo-Index bestätigt das eingetrübte Bild. Er gab im Juli weiter nach und liegt mit 87 Punkten unter dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre von rund 96 Punkten. Dabei spielen die Energiepreise unseres Erachtens eine eher untergeordnete Rolle. Aktuell liegen die Gasfüllstände auf einem saisonal hohen Niveau. Für Deutschland wird per 27. Juli ein Indexstand von 88,71% ausgewiesen, für Europa von 84,12%.
Die weiterhin schwachen Indexzahlen und der Trend zu tieferen Inflationsraten geben somit der EZB genügend Argumente, die Leitzinsen im Herbst erneut zu senken. Offen ist am Markt aktuell nicht das ob, sondern das wann. Sowohl der September- als auch der Oktobertermin sind durchaus denkbar. Die recht hohe Wahrscheinlichkeit einer erneuten Leitzinssenkung seitens der EZB ist mit ein Grund dafür, dass der Euro zum Franken in der vergangenen Woche Boden verloren und sich der Marke von 0,95 CHF je Euro angenähert hatte.
Gemäss der ersten Schätzung (die in aller Regel etwas stärker korrigiert wird) hat sich die US-Wirtschaft im zweiten Quartal deutlich besser entwickelt als erwartet. Und das trotz der anhaltend restriktiven Geldpolitik der US-Notenbank, die eine Verschärfung der Finanzierungsbedingungen nach sich zog. Nach den vorliegenden Zahlen hat das BIP um 2,8% (QoQ, annualisiert) zugelegt, die Prognosen gingen nur von einem Plus von 2,0% aus. Überproportional stiegen nach den vorläufigen Zahlen die Staatsausgaben sowie die Investitionen. Für den privaten Verbrauch, der rund 70% an der US-Wirtschaftsleistung ausmacht, wurde ein Anstieg um 2,3% vermeldet.
Trotz der guten Daten hat sich an den Erwartungen an die Leitzinssenkungen seitens der US-Fed nichts verändert. Am Markt werden zwei bis drei Zinssenkungen in diesem Jahr eingepreist.
Der Schweizer Aktienmarkt zeigt sich am Morgen kaum verändert. Der deutsche Aktienindex (DAX) steigt um rund 0,3%. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures einen leicht positiven Handelsbeginn (Stand ca. 09:50 Uhr, 29. Juli 2024, Basel Zeit).