CIO Kommentar, Montag, 31. März 2025
In der vergangenen Woche wurden die endgültigen Daten zum US-BIP fürs 4. Quartal 2024 veröffentlicht. Der überdurchschnittliche Anstieg des Bruttoinlandsprodukts wurde bestätigt und sogar leicht auf 2.4 % (QoQ, annualisiert) nach oben korrigiert. Eine zentrale Stütze war der private Verbrauch mit einem Plus von 4%. Für die künftige Entwicklung haben sich die Perspektiven dagegen eingetrübt. Für das erste Quartal wird – auch wenn dies in der Konsensprognose bislang nicht ersichtlich ist – teilweise mit einer deutlichen Abschwächung der Wachstumsraten aufgrund stark gestiegener Importe gerechnet. So haben die Importe – unabhängig von den Verzerrungen durch die Goldimporte – gemäss Oxford Economics deutlich zugenommen: «Die realen Importe dürften im ersten Quartal auf Jahresbasis um über 25% steigen.» Unternehmen haben sich entsprechend noch vor der Erhebung von Zöllen mit Vor-, Zwischen- und Endprodukten eingedeckt.
Die neue Zoll- und Handelspolitik der US-Administration hat somit bereits vor dem Inkrafttreten der ersten Zölle ihre Schatten vorausgeworfen. Das Hin und Her der US-Politik bei diesem Thema sowie die willkürlichen Entlassungen von Regierungsangestellten und Mittelstreichungen durch das DOGE haben aber auch bei wichtigen Stimmungsindikatoren erneut ihre Spuren hinterlassen. So ist das viel beachtete Konsumentenvertrauen des Conference Board weiter gesunken. Die Erwartungskomponente liegt zwischenzeitlich auf dem tiefsten Stand seit dem Jahr 2013. Für die weitere Entwicklung der Konsumausgaben verheisst dies nichts Gutes.
Diese negativen Auswirkungen wurden noch vor der Verkündigung der Zölle auf Autos und Autoteile seitens den USA vermeldet. Mit der Festlegung der Zölle in der vergangenen Woche droht eine weitere Eskalation der Situation. Mit Spannung schauen Marktbeobachter sowie Anlegerinnen und Anleger auf den 2. April. Für diesen Tag ist das Gross der geplanten US-Zölle angekündigt. Wie die Antworten seitens der betroffenen Länder und Regionen ausfallen werden, ist bislang nicht wirklich einschätzbar. Die Bandbreite der Möglichkeiten reicht vom Versuch in weitere Verhandlungen mit der US-Regierung einzutreten (wobei hier die Frage nach den Zielen offen ist, konkrete Forderungen seitens Donald Trump liegen bislang nicht auf dem Tisch) bis hin zu starken Gegenmassnahmen, wie sie beispielweise Kanada bereits angekündigt hat.
Die Unsicherheiten bleiben für die Märkte somit erst einmal bestehen und dürften sich weiter erhöhen. Es ist unseres Erachtens ein durchaus wahrscheinliches Szenario, dass die Börsen bei einer Verschärfung des Konflikts nochmals deutlicher nachgeben können. Insbesondere die US-Börsen stehen seit einigen Wochen unter Druck und weisen seit Jahresanfang eine deutlich negative Wertentwicklung auf, während an den europäischen Aktienmärkten Stand heute teils zweistellige Gewinne zu verzeichnen sind.
Aktuell ist die Reaktion – auch seitens der USA im Falle eines sich abzeichnenden Handelskriegs – völlig offen. Entsprechend sind wir bei unseren Delegationslösungen nahe der Strategie investiert und haben diese Position vergangene Woche erneut bestätigt.
Mit der Verabschiedung des deutschen Fiskalpakets über 1000 Milliarden Euro ging auch eine Aufhellung der Stimmungsindikatoren in Europa einher. So hat der deutsche ifo-Index etwas stärker als erwartet zugelegt, wobei sich die Erwartungen der Unternehmen deutlich verbessert haben. Auch in der Schweiz ist es beim KOF-Konjunkturbarometer nach oben gegangen. Mit 103.9 Punkten liegt der Index nunmehr leicht über seinem langfristigen Durchschnitt. Gemäss KOF haben insbesondere die Indikatoren des verarbeitenden Gewerbes, der übrigen Dienstleistungen und des Baugewerbes einen positiven Beitrag geleistet. Auch die Indikatoren bzgl. des privaten Konsums entwickelten sich positiv.
Die Sorgen um einen Handelskrieg haben den Aktienmärkten einen schwachen Wochenstart beschert. Der Schweizer Aktienindex (SMI) weist derzeit einen Verlust von über 1% aus, ebenso der deutsche DAX. Für die US-Aktienmärkte signalisieren die Futures-Börsen gleichfalls eine negative Börseneröffnung. (Stand ca. 11.45 Uhr, 31. März 2025, Basel Zeit)