CIO Kommentar, Donnerstag, 2. April 2020
Die Deutsche und Italienische Regierung werden an den bisherigen Isolationsmassnahmen bis mindestens zum 19. respektive zum 13. April festhalten. Obwohl öffentliche politische Debatten über eine Normalisierungsstrategie nur punktuell stattfinden, dringt dennoch durch, dass hinter den Kulissen intensiv darüber nachgedacht wird, wie in Europa eine Rückkehr zur Normalität aussehen könnte. Wir rechnen aber damit, dass es noch bis Ende April dauern könnte, bis Lockerungen der aktuellen Massnahmen vertretbar werden. Eine solche Lockerung setzt viele neue begleitende Schutzmassnahmen an vielen Arbeitsplätzen voraus.
Aus der zu Hubei benachbarten Provinz Henan meldet China neue Corona Fälle und den lock-down des Kreise Jia. Über das Ausmass des neuen Ausbruchs in China und den Umfang der neuen Isolationsmassnahmen ist aber noch wenig bekannt. China hat neue Vorwürfe aus den USA zurückgewiesen, es habe wenig verlässliche Zahlen zum Corona Ausbruch ausgewiesen. In der Vergangenheit hat die Weltgesundheitsorganisation WHO die Transparenz und die Gegenmassnahmen Chinas hingegen ausdrücklich gelobt. Es dürfte noch lange dauern bis mehr Klarheit über das Mass an Transparenz das China gewährt hat, geschaffen werden kann. Ob diese Polemik zur Datenqualität zum jetzigen Zeitpunkt für die kommenden Entscheidungen der US-Regierung sehr relevant ist, muss aber bezweifelt werden.
Im Streit um die Emission von Eurobonds zeichnet sich ein Kompromiss ab. Der Europäische Stabilitätsfonds (ESM) könnte die Basis dieses Kompromisses sein. Dabei würden die eigentlich notwendigen strengen Austeritäts-Auflagen an die Länder die Kredite aus dem ESM beziehen, wegfallen. Faktisch ist eine solche Lösung nicht mehr weit weg von Eurobonds, aber man vermeidet dank dem ESM diesen Begriff und alle Beteiligten können das Gesicht wahren. Falls diese Lösung zustande kommt, stellt sich die Frage in welchem Umfang und um wieviel günstiger sich Italien und Spanien über den ESM, statt über eigene Staatsanleihen finanzieren können.
Die Wogen glätten, soll auch der heutige offene Brief der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, in der italienischen Zeitung «La Repubblica». Darin entschuldigt sie sich bei den Italienern für den Mangel an Koordination und für ein wenig effektives Krisenmanagement seitens der EU-Kommission. Die EU-Kommission hat neue, gemeinschaftlich finanzierte Mittel im Umfang von 100 Milliarden Euro zur Speisung einer EU-Arbeitslosenkassen bereitgestellt. Ein Streit um die Verteilung dieser EU-Mittel zeichnet sich am Horizont schon ab.
In der Schweiz sind bereits fast 500 Todesopfer der Corona Epidemie zu beklagen. Das exponentielle Wachstum bei den neu erfassten Infektionen scheint aber gebrochen zu sein. Ein signifikanter Rückgang dieser Neuinfektionen ist aber noch nicht zu beobachten. Auch in der Schweiz dürfte es somit noch mehrere Wochen dauern, bis sich die Situation etwas anders darstellen könnte.
In den USA steigt die Zahl der Infizierten und der Erkrankten weiter rasch an und erreicht bereits die Zahl Infektionen die insgesamt in Italien und Spanien registriert wurden.
Auch weltweit betrachtet, nähern wir uns, leider wie erwartet, sehr rasch der ersten Million bestätigter Infektionen mit dem Corona Virus. Der Trend ist dabei weltweit betrachtet ungebrochen stark. In den USA und vielen anderen Ländern ist der Schutz des medizinischen Personals durch geeignete Masken und geeignete Kleidung nach wie vor nicht gegeben.
Vorwürfe über unverantwortliche Sparmassnahmen in der Pandemieprävention werden in den USA und auch in anderen Ländern aufgeworfen.
Aufgrund der jetzigen Situation ist eine Rückkehr zu einer normalen Weltwirtschaft innerhalb weniger Wochen unwahrscheinlich. Entsprechend muss man bei der Wahl eines Basisszenarios zu den wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Krise vermeiden, allzu optimistische Annahmen zu treffen und sich von Wunschdenken leiten zu lassen.
Dies lässt uns bei der Wahl unserer Anlagestrategie somit nach wie vor vorsichtig agieren.
Am heutigen Donnerstag eröffnen die weltweiten Aktienmärkte leicht positiv. Die europäischen Aktienmärkte liegen aktuell etwa 0.5% im Plus. Der Schweizer SMI Index ist aktuell ebenfalls ca. 0.5 % im Plus. Auch für die US-Aktienmärkte wird heute eine positive Eröffnung erwartet. US-Aktien verlieren seit Jahresanfang je nach Index (Dow Jones / Standard % Poors 500) aktuell etwa 22% bis 24%, europäische Aktien etwa 28%, Schweizer Aktien etwa 13% und chinesische Aktien (CSI 300 Index) etwa 9% (alle Zahlen per 2.4.020 ca. 11:40, Verluste in CHF bewertet).
Wir wiederholen an dieser Stelle erneut, dass Angst ist in diesem Umfeld kein guter Ratgeber ist. Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Möchten Sie regelmässig über die aktuelle Börsenlage informiert werden? Dann abonnieren Sie jetzt unseren Investment Letter.