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Marktausblick

Noch keine Einigung in der Eurozone zu gemeinsamem Stützungspaket – Eurobonds keine Option

CIO Kommentar, Mittwoch, 8. April 2020

Dr. Sandro Merino, Chief Investment Officer

Auch nach sehr langen Verhandlungen, die erschwert über Videokonferenz stattfinden mussten, kam bis heute keine Einigung der Wirtschafts- und Finanzminister zustande. Es gibt noch keine offizielle Presserklärung zum Stand der Verhandlungen, aber aus dem Wirrwarr von Tweets der verschiedenen Verhandlungsteilnehmer zeichnen sich die bekannten Gräben ab. Zu den Hardlinern die sich gegen gemeinsam besicherte Finanzierungstöpfe ohne Austeritäts-Auflagen stemmen, gehören beispielsweise die Niederlande. Am anderen Ende des Spektrums argumentieren Spanien und Italien für eine solidarische Finanzierung von Stützmassnahmen. Die Verhandlungen sollen nun am Donnerstag fortgesetzt werden. Dass Eurobonds emittiert werden, bleibt eher unwahrscheinlich. Die Nutzung des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) und die Frage unter welchen Auflagen und Kontrollmechanismen Kredite vergeben werden sollen, ist der gordische Knoten der Debatte. Ohne Auflagen sind Kredite aus dem ESM den Eurobonds ja sehr ähnlich. Die Europäischen Aktienmärkte reagieren auf die ausgedehnte Verhandlungsfrist ca. 1% negativ. Im Anhang finden sie auch eine Graphik (Seite 10 ) mit den aktuellen Zinsniveaus (Verfallsrenditen) für 10-jährige Staatsanleihen verschiedener Länder der Eurozone. Daraus ist der unterschiedliche Trend bei der Zinslast für das Tragen der Staatsverschuldung erkenntlich. Deutschland und die Schweiz haben ein negatives Zinsniveau für ihre Staatsanleihen, zahlen also keine Zinsen, sondern erhalten Zinsen für das Tragen ihrer Staatsverschuldung. Diese erheblichen Unterschiede sind die ökonomische Ursache der aktuellen Debatte.

Der Rückgang bei der Anzahl neuer bestätigter Corona Infektionen setzt sich in Europa weiter fort. Es dürfte aber noch mehrere Wochen dauern bis erste Lockerungsmassnahmen umgesetzt werden können. In den USA bleibt die Situation weiter angespannt. Allein in den letzten 24 Stunden wurden in den USA 2000 neue Todesfälle durch die Lungenkrankheit gezählt. Die starke Ausbreitung des Virus dürfte ich in den USA noch mehrere Wochen fortsetzen. Donald Trump hat gestern angedroht, die US-Beiträge an die WHO einzustellen. Er wirft der Organisation vor, sie habe intransparent kommuniziert und sie sei zu China freundlich.

Die Situation in China scheint sich nach der Aufhebung der Reisebeschränkung in Wuhan weiter zu normalisieren. Heute wurden in China zum ersten mal keine neuen Todesopfer der Corona Epidemie registriert. In Europa wird weiter über die Normalisierungs- oder Exit-Strategie nachgedacht. Die österreichische Regierung will nach dem Osterwochenende einen Plan vorstellen, wie der strikte Lockdown schrittweise aufgehoben werden soll.

Entwicklung an den Aktienmärkten

Am heutigen Mittwoch eröffnen die weltweiten Aktienmärkte leicht negativ. Die europäischen Aktienmärkte verlieren aktuell etwa 1% - 1.5%. Der Schweizer SMI Index ist etwa 1.5% im Minus. Auch für die US-Aktienmärkte wird heute eine wenig veränderte Eröffnung erwartet. US-Aktien verlieren seit Jahresanfang je nach Index (Dow Jones / Standard % Poors 500) aktuell etwa 18% bis 21%, europäische Aktien etwa 25%, Schweizer Aktien etwa 12% und chinesische Aktien (CSI 300 Index) etwa 8% (alle Zahlen per 8.4.20 ca. 09:45, Markbewegungen seit Jahresanfang in CHF bewertet).

Wir wiederholen an dieser Stelle erneut, dass Angst ist in diesem Umfeld kein guter Ratgeber ist. Wir raten an Aktienpositionen festzuhalten. Möchten Sie regelmässig über die aktuelle Börsenlage informiert werden? Dann abonnieren Sie jetzt unseren Investment Letter.

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